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5 Fragen – 5 Antworten zu Kinderehen

Blog | 28. März 2018 | #Empowerment #Feminismus #Geschlechtergerechtigkeit #Kinderehe

Fakten über Kinderehen und Frühverheiratung

Jedes Jahr werden

12 Mio.

Mädchen weltweit in eine Kinderehe gezwungen.

Derzeit leben

640 Mio.

Mädchen und Frauen, die vor ihrem 18. Geburtstag verheiratet wurden.

200 Jahre

Pro Jahr werden schätzungsweise

12 Mio.

minderjährige Mädchen verheiratet. Die meisten betroffenen Mädchen leben in Südasien (44 Prozent) und Afrika südlich der Sahara (18 Prozent)

Mehr als

22.000

Mädchen sterben jedes Jahr durch zu frühe Schwangerschaften und Geburten infolge einer Frühverheiratung. Das sind etwa 60 Mädchen pro Tag.

1. Kommen Kinderehen nur in armen Ländern vor?

Kinderehen gibt es auf der ganzen Welt: auf jedem Kontinent, in jeder Kultur und in jeder Religion. Sogar in den Industrieländern – etwa in den Vereinigten Staaten und in Großbritannien – kommen sie vor. Am verbreitetsten sind Kinderehen jedoch in Entwicklungsländern. Denn einer der wichtigsten treibenden Faktoren ist die Armut. Die Länder in Afrika südlich der Sahara haben den höchsten Anteil an Kinderehen bei jungen Frauen. In einigen Ländern werden noch immer mehr als die Hälfte der Mädchen als Kind verheiratet – in Niger sind es sogar rund drei Viertel. Viele von ihnen sind noch nicht einmal 15 Jahre alt. Global geht die Verbreitung von Kinderehen allmählich zurück: 1980 war noch jedes dritte Mädchen mit 18 Jahren verheiratet, vor zehn Jahren noch jedes vierte, heute ist es nur noch jedes fünfte. Doch noch immer werden jedes Jahr weltweit zwölf Millionen minderjährige Mädchen verheiratet – 33.000 jeden Tag.

2. Sind ausschließlich Mädchen von Kinderehen betroffen?

Man spricht von einer Kinderehe, wenn mindestens einer der Partner das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet hat. Das kann sowohl ein Mädchen als auch ein Junge sein. In der großen Mehrheit sind es jedoch Mädchen. Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, UNICEF, geht davon aus, dass etwa 82 Prozent der jährlich 15 Millionen Kinderehen auf Mädchen entfallen und 18 Prozent auf Jungen.

Das hängt unter anderem damit zusammen, dass Frauen und Männer beim Mindestheiratsalter nicht gleichgestellt sind. In 146 Staaten erlaubt das Landes- oder Gewohnheitsrecht Mädchen unter 18 Jahren, mit Zustimmung der Eltern oder anderer Instanzen zu heiraten. In 52 Ländern können sogar Mädchen unter 15 Jahren mit elterlicher Erlaubnis heiraten. Jungen hingegen dürfen in 180 Ländern erst mit 18 Jahren heiraten. Auch gesellschaftlich ist eine frühere Heirat von Mädchen oft eher akzeptiert als die von Jungen.

3. Warum werden Kinderehen geschlossen?

Eltern möchten – besonders wenn sie arm sind – mit einer Kinderehe die Zukunft ihrer Töchter absichern. Denn gerade in Entwicklungsländern haben Mädchen oft kaum Chancen auf ein eigenes Einkommen und damit ein eigenständiges Leben. Manche Familien möchten durch Kinderehen Bündnisse schließen oder festigen, Schulden begleichen oder Streitigkeiten beilegen. Einige hoffen, dass ihre Kinder genug eigene Kinder bekommen, damit sie im Alter versorgt sind. In extremen Fällen wollen Eltern mit dem Verkauf des Mädchens Geld verdienen. Eltern entscheiden sich in einigen Regionen auch deshalb für eine frühe Heirat ihrer Töchter, weil dort für jüngere Bräute weniger Mitgift gezahlt werden muss als für ältere Bräute.

Besonders in humanitären Krisen und Kriegswirren schnellt die Zahl von Kinderehen in die Höhe. Denn Eltern sehen in einer frühen Heirat eine Möglichkeit, ihre Töchter vor sexueller Gewalt zu schützen, die in solchen Situationen oft an der Tagesordnung ist.

4. Welche Folgen hat eine Kinderehe für die Mädchen?

Sobald ein Mädchen heiratet, wird meist von ihm erwartet, dass es bald ein Kind bekommt. Ungefähr 90 Prozent der Teenagerschwangerschaften in Entwicklungsländern entfallen auf verheiratete Mädchen. Wird ein Mädchen schwanger, bevor sein Körper ausgereift ist, hat das jedoch oft schwerwiegende Auswirkungen auf seine Gesundheit. Häufig kommt es zu Komplikationen bei der Schwangerschaft oder Geburt, die für rund 70.000 Mädchen in Entwicklungsländern den Tod bedeuten – jedes Jahr! Für Mädchen im Alter von 15 bis 19 Jahren ist dies sogar eine der häufigsten Todesursachen.

Wenn ein Mädchen heiratet, muss es zudem oft die Schule oder Ausbildung abbrechen. Das verringert die ohnehin oft mangelnden Chancen auf eine gute Bildung und darauf, ein eigenes Einkommen zu erwirtschaften. Kinderbräute haben es somit besonders schwer, der Armut zu entkommen.

Und: Im Vergleich zu älteren Frauen sind Kinderbräute aufgrund ihrer schwächeren Position, die sich oft allein aus dem Altersunterschied zum Ehemann ergibt, häufiger häuslicher Gewalt, sexuell übertragbaren Infektionen wie zum Beispiel HIV und ungewollten Schwangerschaften ausgesetzt.

5. Was kann man gegen Kinderehen tun?

Gegenüber Kinderehen darf es keine Toleranz geben. Die meisten Länder haben bereits Gesetze gegen Kinderehen erlassen. Aber solange diese Gesetze nicht durchgesetzt und nicht von der Bevölkerung unterstützt werden, bewirken sie wenig. Deshalb ist es wichtig, insbesondere auf kommunaler Ebene darauf hinzuwirken, dass Kinderehen nicht länger gesellschaftlich akzeptiert werden.

Aber wie? Zum Beispiel …

Entscheidend ist zudem, die Gleichstellung der Geschlechter voranzutreiben und gegen die extreme Armut anzugehen, da sie einer der wichtigsten Gründe für Kinderehen ist. Dazu gehören etwa soziale Sicherheitsnetze für Mädchen und deren Familien, ein verbesserter Zugang zu Bildung, zu Gesundheitsversorgung und zu wirtschaftlichen Chancen.

Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW)