Gastbeitrag von Evelyn Samba
Unmittelbar nach seiner Amtseinführung im Januar 2017 hat US-Präsident Donald Trump die sogenannte Global Gag Rule in verschärfter Form wieder eingeführt. Der Richtlinie zufolge werden allen Organisationen, die Abtreibungen anbieten oder auch nur zum Thema informieren, US-amerikanische Entwicklungsgelder komplett gestrichen. Das gilt auch für solche Projekte im Gesundheitsbereich, die nichts mit Schwangerschaftsabbrüchen zu tun haben. Nach und nach machen sich die Auswirkungen der Global Gag Rule in den Projektländern der DSW bemerkbar – beispielsweise in Kenia.
Was wird sich durch die Global Gag Rule in Kenia ändern?
Die Wiedereinführung der sogenannten Mexico City Policy – auch als Global Gag Rule bekannt – hat dramatische Konsequenzen für die sexuelle und reproduktive Gesundheit und die damit verbundenen Rechte von Mädchen und Frauen in Kenia.

Gesundheitszentrum in Kenia.
In vielen ländlichen Gebieten und informellen Siedlungen Kenias sind die von Nichtregierungsorganisationen (NROs) betriebenen Gesundheitsstationen die einzige Quelle für Informationen zu Sexualaufklärung und freiwilliger Familienplanung. Einige dieser Gesundheitsstationen mussten nun schließen, da aufgrund der Global Gag Rule nicht mehr genügend finanzielle Mittel dafür bereitstehen. Andere mussten ihre Aktivitäten einschränken und dringend benötigte Mitarbeiter entlassen, um Kosten zu senken.
Was sind die Folgen?
Viele Mädchen und Frauen, die auf Gesundheitsstationen der NROs angewiesen waren, müssen jetzt lange Wege zu Fuß zurücklegen, um staatliche Gesundheitseinrichtungen zu erreichen. Doch auch dort ist nicht gewährleistet, dass ihnen geholfen wird. Im öffentlichen Gesundheitswesen wird aus Protest gegen schlechte Arbeitsbedingungen häufig gestreikt. Es gibt also für Mädchen und Frauen, die in Armut leben, kaum eine Alternative für die aufgrund der Global Gag Rule weggefallenen Gesundheitsstationen und -dienste.
Für viele Frauen ist diese Situation lebensbedrohlich. Die Frauen können sich nicht vor einer ungewollten Schwangerschaft schützen oder den Zeitpunkt für die Geburt eines Kindes selbst bestimmen. Möglicherweise lassen sie einen unsicheren Schwangerschaftsabbruch vornehmen, damit sie weiter auf ihren Feldern arbeiten können, um ihre Familie zu ernähren.
Vielen Frauen können nicht mehr selbst über ihre Sexualität bestimmen, weil ihnen Informationen über Aufklärung und Verhütung sowie der Zugang zu Verhütungsmitteln fehlen. Dadurch sind sie wieder der traditionellen Überzeugung ausgeliefert, dass der Wert einer Frau daran zu messen ist, wie viele Kinder sie gebären kann. Meldungen zufolge hat auch die häusliche Gewalt wieder zugenommen.
Welche Auswirkungen hat die Global Gag Rule für Jugendliche?
Heranwachsende Mädchen können keine informierten Entscheidungen treffen oder über „Safe Sex“ verhandeln, da sie haben keinen Zugang mehr zu Verhütungsmitteln haben. In den informellen Siedlungen von Nairobi, wo jedes fünfte Mädchen (17 Prozent) im Alter von 15 bis 19 Jahren bereits ein Kind bekommt, hat die Zahl der unsicheren Abtreibungen zugenommen.
Sex und Sexualität sind in vielen Teilen der kenianischen Gesellschaft ein Tabuthema. Auch in der Schule werden dazu keine Informationen vermittelt, da religiöse Gemeinschaften ihren Standpunkt zum Thema Aufklärung in Schulen allzu deutlich gemacht haben. Lediglich 13 Prozent der staatlichen Gesundheitseinrichtungen in Kenia bieten jugendfreundliche Dienste an. Obwohl die Zahl der durch Aids verursachten Todesfälle bei Jugendlichen unter 24 Jahren statistisch am höchsten ist und Jugendliche immer früher sexuell aktiv werden. Wenn man diesen jungen Menschen Informationen zum Thema Sexualität vorenthält, kann es sie das Leben kosten.
Über die Autorin: Evelyn Samba ist Leiterin des DSW-Länderbüros in Kenia.