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Das Verhütungsdilemma in Subsahara-Afrika: Kosten, Mythen und fehlende Angebote bedrohen die Zukunft junger Mädchen

Blog | 27. September 2024 | #Abortion #Familienplanung #Gesundheit #SaveAbortion #Teenagerschwangerschaften #Verhütung

Eine Analyse von 25 afrikanischen Ländern südlich der Sahara ergab, dass in über 90 Prozent dieser Länder weniger als die Hälfte der sexuell aktiven Mädchen Verhütungsmittel verwenden. Die in der Konsequenz sehr hohe Zahl der Teenagerschwangerschaften ist vielfacher Hinsicht problematisch: Jedes zehnte Mädchen bekommt sein erstes Kind vor dem 18. Lebensjahr, was die Zukunftschancen erheblich einschränkt. Vor allem sind Komplikationen bei Schwangerschaft und Geburt die häufigste Todesursache bei jungen Frauen im Alter zwischen 15 und 19 Jahren, häufig in Folge eines medizinisch unsicheren Schwangerschaftsabbruchs.  

Die Gründe für diese Situation sind vielfältig. Zwar sind grundsätzlich sowohl orale als auch injizierbare Verhütungsmittel ebenso vorhanden wie Implantate, Spiralen, Kondome und auch die Pille danach, aber nur ein Drittel (32,08 Prozent) aller Länder aus dem Global Contraception Policy Atlas Africa verfügen über eine breite Palette (>8) an Verhütungsmitteln. Zudem fehlt es an jugendgerechten Gesundheitseinrichtungen und an geschultem Personal. Eine Studie in Uganda hat ergeben, dass über 95 Prozent der Mitarbeitenden einen Schulungsbedarf in Bezug auf das Angebot jugendgerechter Dienste haben. Das betrifft die Nachsorge bei Geburt oder Schwangerschaftsabbrüchen ebenso, wie die Beratung von Jugendlichen zur Verhütung sowohl zu kurzfristigen als auch zu langfristigen modernen Methoden wie Spirale oder Implantate. 

Selbst wenn in Gesundheitszentren eine adäquate Beratung angeboten wird, ist dieses für die Jugendlichen gerade in ländlichen Gebieten oft kaum erreichbar, weshalb die DSW mit Projekten wie den Flying Nurses oder dem Youth Truck die mobilen Angebote ausbaut. Ein weiteres logistisches Problem sind die mangelhaften Lieferketten und die für manche Mittel notwendigen, aber nicht vorhandenen Kühlmöglichkeiten.   

Hier könnte die Politik ebenso eingreifen wie bei der umfassenden Sexualaufklärung. Doch stellt sich der (fehlende) politische und gesellschaftliche Wille als ein wesentliches Hindernis dar, wenn es beispielsweise darum geht, Mythen und Fehlinformationen bezüglich möglicher Nebenwirkungen von Verhütung zu bekämpfen, oder Jugendliche so früh wie möglich aufzuklären. Beeinflusst durch eine weltweit erstarkende ultrakonservative Bewegung werden aktuell eher Gesetze erlassen, die das Gegenteil bewirken, wie zum Beispiel in Kenia, wo Verhütungsmittel an junge Menschen unter 18 nur noch mit Genehmigung der Eltern vergeben werden dürfen.  

Nicht zuletzt sind die Kosten ein großes Problem, da Verhütungsmittel, selbst wenn vorhanden, für viele Jugendliche unerschwinglich sind. Es besteht also ein großer Forschungsbedarf an Verhütungsmitteln, die den Lebensumständen der Jugendlichen gerecht werden: angefangen bei der Praktikabilität in Bezug auf regelmäßige Einnahme, unter Umständen diskrete Verwendung oder die Lagerung beziehungsweise Kühlung der Mittel, über deren Verfügbarkeit bis hin zur Verträglichkeit.  Es braucht ein breiteres Angebot, damit jeder Person in ihrer jeweiligen Lebenslage eine passende Methode zur Verfügung steht. So besteht ein Mangel an hormonfreien und hormonell niedrig dosierten Präparaten. Auch bedarf es dringend der Alternativen zum Kondom, wenn es um die Verhütungsmöglichkeiten für Männer aber auch den Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten geht. 

Hier ist die Politik gefragt, entsprechende Forschung zu fördern und zu finanzieren, Lieferketten zu stabilisieren aber auch durch Aufklärungsarbeit eine breite Akzeptanz von Verhütung zu erreichen. Denn es geht um nicht weniger als das Menschenrecht auf körperliche Selbstbestimmung. Jenen Kräften, die den hier bereits mühsam errungenen Fortschritt wieder rückgängig machen wollen, darf das Feld nicht überlassen werden. 

Olena Ivanova

Women’s Health & Global Health Senior Researcher

Elizabeth Kemigisha

Youth, Gender, Social & Behavior Change, Communications &CLA

Nicole Langenbach

Pressesprecherin Abteilungsleitung Kommunikation

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