Auf Einladung der DSW diskutierten am 18. April Mitglieder des Deutschen Bundestages und Vertreter*innen zivilgesellschaftlicher Organisationen über die Rolle Deutschlands bei der Bekämpfung vernachlässigter Armutskrankheiten. Im Fokus stand die Frage, welche Rolle Forschung und Entwicklung für die globale Gesundheit spielen.
Bei einer kurzen Einführung in die Thematik unterstrich Lisa Görlitz, politische Referentin der DSW, den Handlungsbedarf seitens der Industrienationen. Weltweit seien über eine Milliarde Menschen von Armutskrankheiten wie Malaria, Aids oder Tuberkulose betroffen. Jedes Jahr fordern diese Krankheiten mehrere Millionen Menschenleben, verursachen teils lebenslange Behinderungen und hemmen den wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt in Entwicklungsländern. Doch für neue und wirksame Diagnostika und Wirkstoffe stehen wenig Mittel zur Verfügung. Derzeit besteht eine Finanzierungslücke von rund drei Milliarden US-Dollar.
Deutschland hat in seinen Präsidentschaften der G7 im Jahr 2015 und der G20 im Jahr 2017 gezeigt, dass das Thema globale Gesundheit von besonderer Bedeutung ist. Entsprechend unterstützt Deutschland die Forschung und Entwicklung in diesem Bereich politisch und finanziell. Erfolgreich gefördert werden unter anderem die sogenannten Produktentwicklungspartnerschaften (Product Development Partnerships, kurz PDPs). Es handelt sich dabei um Partnerschaften zwischen Non-Profit Organisationen, Pharmafirmen und Forschungseinrichtungen, um Medikamente, Impfstoffe und Diagnostika zu vernachlässigten Armutskrankheiten zu entwickeln.
In seinem Vortrag betonte Dr. Joachim Klein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), dass die PDPs eine wichtige Säule im Förderungskonzept des Ministeriums darstellten. In der aktuellen Förderrunde sind laut Klein 50 Millionen Euro zwischen 2016 und 2021 für PDPs bereitgestellt. Die geförderten PDPs arbeiten unter anderem an HIV-Prävention, Malaria- und Tuberkulose-Wirkstoffen.
Neben der Bedeutung der PDPs betonte Klein eine weitere wichtige Säule im Förderungskonzept des BMBF: Die Initiative „Forschungsnetze für Gesundheitsinnovationen in Subsahara-Afrika“ soll drängende Fragen der globalen Gesundheit in Kooperation mit afrikanischen Partnern lösen. Die Netze werden von afrikanischen Wissenschaftlern vor Ort koordiniert, wobei im Mittelpunkt jene Krankheiten stehen, die Menschen in Afrika besonders gefährden. Das BMBF stellt eine Förderung fünf eigenständiger Netzwerke mit insgesamt 50 Millionen Euro für fünf Jahre bereit. „Nicht nur für Afrika forschen, auch in Afrika forschen“, brachte der Ministeriumsvertreter diesen Ansatz auf den Punkt.
Dr Klein @BMBF_Bund: „The new German role in Global Health needs to be followed by action „ @dsw_intl fully agrees. Minister @AnjaKarliczek can #LeaveALegacy
— Andreas Hübers (@AHuebers) 18. April 2018
Anschließend diskutierten Dr. Jörg Möhrle von der PDP „Medicines for Malaria Ventures“ und die Bundestagsabgeordnete Eva Maria Schreiber (Die Linke), wie die Finanzierungslücke bei der Bekämpfung vernachlässigter Armutskrankheiten zu schließen sei. Schreiber sprach sich für eine klare Schwerpunktsetzung im Bereich globaler Gesundheit aus. Neue Medikamente müssten für die Ärmsten bezahlbar und zugänglich sein. „Gesundheit ist keine Ware“, stellte die Abgeordnete klar.

Abgeordnete Schreiber und Dr. Möhrle diskutieren, welche Schritte Deutschland machen muss, um seiner Verantwortung nachzukommen.
Einig waren sich Möhrle und Schreiber, dass Förderungen verstetigt werden müssten, um langfristige Forschung zu realisieren. Der PDP-Vertreter betonte, dass es insbesondere Mechanismen für flexible Förderungszeiträume brauche, sodass sich Gelder nicht in nur an einer vorher festgesetzten Projektlaufzeit orientieren.
Besonders Möhrles Erfolgsbeispiele aus der Praxis illustrierten, wie viel PDPs konkret verändern können. Am Ende waren sich alle einig: Es muss noch viel mehr in die Bekämpfung von vernachlässigten Armutskrankheiten investiert werden, wenn Deutschland seiner Verantwortung bei der globalen Gesundheit nachkommen will.