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Gesundheit braucht SRGR: Was wir aus der CPD mitnehmen können

Blog | 29. April 2025 | #Entwicklungszusammenarbeit #Geschlechtergerechtigkeit #Globale Gesundheit

Anfang April 2025 reiste ich als Vertreterin der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW) mit der deutschen Delegation zur Sitzung der UN-Commission on Population and Development (CPD) nach New York. Das Tagungsthema „Ensuring healthy lives and promoting well-being for all at all ages“ klingt schlicht – doch beinahe jede Statistik zeigt, dass es ohne sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte (SRGR) unerreichbar bleibt. Laut Weltgesundheitsorganisation WHO starben weltweit 2023 rund 260.000 Frauen an vermeidbaren Komplikationen von Schwangerschaft oder Geburt – statistisch also eine Tote alle zwei Minuten.[1] Gleichzeitig haben 257 Millionen Frauen, die eine Schwangerschaft verhindern wollen, keinen Zugang zu modernen Verhütungsmitteln;[2] jede zusätzliche Investition in Verhütung spart im Durchschnitt drei US-Dollar an Kosten für Schwangerschafts- und Neugeborenenversorgung.[3] Und: Fehlende SRGR-Dienste untergraben auch die HIV-Bekämpfung: Jede Woche infizieren sich weltweit 4 000 Mädchen und junge Frauen im Alter von 15 bis 24 Jahren neu mit HIV.[4]
Diese Fakten machen deutlich: Ohne verlässliche sexuelle und reproduktive Gesundheitsdienste für alle, ausreichende Finanzierung und klares politisches Backing von SRGR bleiben „Gesundheit für alle“ und das CPD-Leitthema unerfüllbar – und genau deshalb müssen diese Rechte nicht nur in den Staaten selbst verankert, sondern auch auf UN-Ebene immer wieder aktiv verteidigt werden.

Deutsche Stimmen bei der CPD 58

Deutschland verhandelte im geschlossenen EU-Block, der die Streichungsversuche bei Gender- und SRGR-Passagen geschlossen zurückwies. Das National Statement, vorgetragen von zwei Jugendvertreter*innen des BMZ-Jugendbeirats, hob hervor, wie unverzichtbar junge Perspektiven in UN-Prozessen sind: „Als Jugendvertreter rufen wir alle Nationen auf, den Weg der Diplomatie, der internationalen Zusammenarbeit und des Multilateralismus weiterzugehen. Denn hier geht es nicht nur um Politik. Es geht um die Menschen. Es geht um unsere Zukunft .[5] Nach dem Scheitern der Resolution erklärte Deutschland in der Explanation of Position, dass Bemühungen fortgesetzt werden, die Rechte jedes Einzelnen, einschließlich der am stärksten Ausgegrenzten zu gewährleisten und SRGR für alle zu schützen, zusammen mit unseren zivilgesellschaftlichen Partnern [6]
Als NGO machte die DSW in ihrem Statement erneut deutlich: „Gesundheit ist ein Menschenrecht. Das umfasst den Zugang zu Verhütung, umfassende Betreuung rund um Schwangerschaft und Geburt, HIV-Prävention und -Behandlung, sichere Abtreibung sowie umfassende Sexualaufklärung.“[7]

Vernetzung abseits der Sitzungssäle

Darüber hinaus beteiligte sich die DSW an einem breit aufgestellten Side-Event, das gemeinsam von MSI Reproductive Choices, PMNCH, Fòs Feminista, IPPF, Action Canada for SRHR, SheDecides und Väestöliitto organisiert und von den Regierungen Finnlands, Deutschlands, Nepals, Norwegens, Schwedens und des Vereinigten Königreichs unterstützt wurde. Unter dem Titel „Uniting for the Future to Strengthen SRHR for All“ diskutierten Diplomatische Vertretungen, NGOs und Jugendnetzwerke, wie das ICPD-Aktionsprogramm gegenüber rückschrittlichen Narrativen verteidigt und finanziell abgesichert werden kann. Die Kernbotschaften waren klar: Die bei der ICPD in Kairo angestoßenen Fortschritte müssen lautstark verteidigt werden; Zusagen ohne solide Finanzierung bleiben leere Versprechen; und künftige Politiken müssen marginalisierte Gruppen, etwa junge Menschen mit Behinderungen, konsequent einbeziehen. Damit unterstrich die Veranstaltung, dass wir nach wie vor engagierte Mitstreiter- und Partner*innen auf allen Ebenen an unserer Seite haben – von der Zivilgesellschaft bis zu Regierungen und ihren Vertretungen.

Fazit

Keine Resolution – aber auch kein Rückzug. Die Debatten, Statements und Side-Events der CPD 58 haben einmal mehr gezeigt, dass Gesundheit ohne SRGR Illusion bleibt, dass Mehrheiten für Menschenrechte existieren und dass wir als Zivilgesellschaft, Jugendvertreter*innen und progressive Staaten gemeinsam lauter werden, wenn unsere Rechte angegriffen werden.

Weitere Hintergründe und Einschätzungen liefert der Beitrag des Countdown 2030 Europe Konsortiums: „No Resolution, No Retreat – Defending Health and Rights at CPD 58”

Quellen:

Marlene Weck

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