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Kairoer Weltbevölkerungskonferenz 1994

Blog | 23. August 2016 | #Entwicklungspolitik #UNFPA #Weltbevökerungsbericht

Es war meine erste große UN-Konferenz, die International Conference on Population and Development, kurz ICPD: über 10.000 Teilnehmer aus aller Welt, unzählige Veranstaltungen, Frauenrechtlerinnen und Gesundheitsexperten auf der einen Seite, der Vatikan und konservative Länder, die sogenannte „unheilige Allianz“, auf der anderen Seite. Wochen zuvor hatte es Vorbereitungstreffen unterschiedlicher Akteure gegeben, national und international, das Thema der Konferenz war (und bleibt auch heute) sensibel und die Prozesse der UN-Verhandlungen komplex, die Positionen in Sachen Sexualität, Familienplanung und Reproduktion konträr.

Parallel zu den Informationsveranstaltungen fanden in Kairo zwei Wochen lang zähe Verhandlungen statt über ein Aktionsprogramm, das den Diskurs zum Thema Bevölkerung und Entwicklung verändern sollte. Ein Paradigmenwechsel, wie es später hieß: Nicht demografische Zahlen, sondern der/die Einzelne mit seinen oder ihren Bedürfnissen nach Selbstbestimmung und Rechten in Sachen Gesundheit steht seither im Vordergrund der Maßnahmen.

Als junge Journalistin über so eine Großveranstaltung zu berichten, war nicht nur damals eine Herausforderung. Gar nicht so einfach, zwischen offizieller Konferenz und dem Forum von Nichtregierungsorganisationen den Überblick zu behalten. Aber es gab da einen Fixpunkt im Getümmel, wo man immer wieder auf Mitglieder der deutschen Delegation traf, auf Journalisten oder Vertreter der deutschen Zivilgesellschaft – um sich auszutauschen und neueste Informationen zu den Verhandlungen über die strittigen Paragraphen des Abschlussdokuments zu ergattern oder auch Klatsch über Skandale am Rande der Konferenz: den Stand der jungen Deutschen Stiftung Weltbevölkerung.

Kairo 1994: Ist das wirklich schon über 20 Jahre her? Beim Aufräumen habe ich kürzlich wieder den ICPD-Button in der Hand gehabt und ihn kurzentschlossen wieder an die Pinnwand geheftet – zur Erinnerung und Aufmunterung in meinem Bonner Büro, die Botschaft ist klar: Einfach weitermachen, die Themen von damals sind immer noch brandaktuell. Seither hat sich die Situation von vielen Menschen sicherlich verbessert, aber es ist noch ein langer Weg, bis das Recht auf Selbstbestimmung rund um Familienplanung Wirklichkeit wird. In vielen Regionen der Welt ist dies nach wie vor ein sensibles Thema, der Dialog ist hier immens wichtig, wir arbeiten weiter daran.

Von Catherina Hinz, damalige Journalistin und später langjährige Mitarbeiterin der DSW.

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Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW)