von Katja Tielemann-Ruderer und Leonie Müßig
Drei Krankheiten, drei Übertragungswege, viele Herausforderungen und eine einzigartige Partnerschaft, um Lösungen bereitzustellen. So könnte man in einem Satz die Bedeutung des Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria zusammenfassen. Der 2002 gegründete Fonds ist eine innovative, öffentlich-private Partnerschaft zwischen Regierungen, Zivilgesellschaft, Wirtschaft und von der von diesen drei Krankheiten Betroffenen. Er dient der Finanzierung nationaler Maßnahmen gegen Aids, Tuberkulose und Malaria einschließlich der Stärkung von Gesundheitssystemen.
Am 16./17. September findet in Kanada die fünfte Wiederauffüllungskonferenz für den Globalen Fonds statt, bei der es um die Frage geht, welche finanziellen Mittel ab 2017 bis 2019 im Kampf gegen die drei Krankheiten bereitstehen. Der Fonds möchte dafür mindestens 13 Milliarden US-Dollar mobilisieren. Hier sind die großen Geberländer gefragt, zu denen auch Deutschland gehört. Der deutsche Beitrag zum Globalen Fonds stagnierte bisher bei etwa 200 Millionen Euro pro Jahr. Gemessen an seiner Wirtschaftskraft im Vergleich zu anderen Gebern und den eingegangenen Verpflichtungen im Bereich Gesundheit, liegt der Beitrag der Bundesregierung weit unter dem, was Deutschland leisten könnte und sollte. Nun hat die Regierung angekündigt, 800 Millionen Euro in den kommenden drei Jahren in den Globalen Fonds zu investieren. Ein erster Schritt in die richtige Richtung, wobei eine Erhöhung auf mindestens 900 Millionen Euro wünschenswert gewesen wäre.
Mit den seit 2002 insgesamt investierten 27 Milliarden US-Dollar aus dem Globalen Fonds erhielten unter anderem 9,2 Millionen HIV-infizierte Menschen eine antiretrovirale Therapie, konnten 15,1 Millionen Tuberkulose-Patienten diagnostiziert und behandelt werden und wurden 659 Millionen mit Insektiziden behandelte Moskitonetze zur Vorbeugung von Malaria verteilt (Quelle: www.theglobalfund.org). Die Zahlen bestätigen den Globalen Fonds in seiner Arbeit. Zugleich hat der Globale Fonds erheblich dazu beigetragen, die Gesundheitssysteme in den Partnerländern nachhaltig zu stärken.
Beim Blick auf die aktuellen Zahlen erkennt man jedoch, wie viel noch zu tun ist, um die drei Krankheiten endlich Geschichte werden zu lassen: Erst vor Kurzem schlug UNAIDS in einem Bericht Alarm, da in den vergangenen fünf Jahren die Zahl der HIV-Neuinfektionen weltweit nahezu konstant bei über zwei Millionen jährlich lag. Therapien können Leben retten, doch erst wenn Neuinfektionen zurückgehen, hat man das Problem an der Wurzel gepackt und kommt auch bei der Bekämpfung von Tuberkulose einen großen Schritt weiter. Tuberkulose ist zusammen mit Aids die tödlichste Infektionskrankheit der Welt. Das durch Aids geschwächte Immunsystem ist besonders anfällig für eine Tuberkuloseinfektion. Nach Zahlen der WHO waren 2014 ein Drittel der 1,2 Millionen Menschen, die an Aids starben, gleichzeitig an Tuberkulose erkrankt.
Für Malaria berichtet die WHO im Jahr 2015 von 438.000 Todesfällen. 90 Prozent davon in Afrika, wo mit 88 Prozent auch die meisten Malariaerkrankungen registriert werden. Zwar gingen durch den Einsatz von Moskitonetzen, die mit Insektiziden behandelt waren und deren Verteilung auch der Globale Fonds unterstützt, die Zahlen zurück. Große Defizite gibt es jedoch weiterhin bei der Gesundheitsversorgung vor Ort, wie das folgende Beispiel zeigt.
Vier Tage Schlange stehen für Diagnose und Behandlung
Beim gemeinsamen Parlamentarischen Abend der DSW und der britischen gemeinnützigen Organisation „Malaria No More UK“ Anfang September in Berlin, berichtete Maurine Murenga von der Situation vor Ort. Die Sozialunternehmerin von der „International Coalition of Women Living with HIV“ stammt aus Westkenia, wo Aids, Tuberkulose und Malaria besonders stark verbreitet sind.
Viele Gesundheitseinrichtungen sind mit der Situation überfordert. Es bilden sich lange Warteschlangen, um einen Termin zur Diagnose zu ergattern. Wer es so weit geschafft hat, der muss sich auf weitere Wartezeit bei der Ausgabe der Medikamente einstellen. Bis zu vier Tage können vergehen, bis ein Erkrankter von der Diagnose zur Behandlung gekommen ist, erzählt Murenga. Als Folge sterben viele, vor allem Kinder, im Laufe des Prozesses. Laut Murenga sind die langen Wartezeiten für die Patienten nicht nur lebens-, sondern auch existenzbedrohend. Dadurch entstandene Verdienstausfälle oder verpasste Erntezeiten können die Gesundheitssituation der gesamten Familie bedrohen. Kinder und Jugendliche, die wegen einer Erkrankung wichtige Abschlussprüfungen verpassen, fallen in ihrer Ausbildung um ein Jahr zurück. Gefälschte Medikamente, auf die einige Wartenden zurückgriffen, stellen eine weitere Gefahr da.
Ein unnötiges Risiko, das Erkrankte eingehen, denn „Malaria is treatable, preventable and eradicable“, so Murenga. Malaria kann behandelt, verhindert und ausgerottet werden! Das gilt auch für Aids und Tuberkulose. Voraussetzung dafür ist jedoch eine umfassende Finanzierung, die Maßnahmen bis zum endgültigen Ende der drei Krankheiten ermöglicht.
Katja Tielemann-Ruderer ist Entwicklungspolitische Referentin bei der DSW.
Leonie Müßig ist Referentin für Öffentlichkeitsarbeit bei der DSW.