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Menstruationsgesundheit: Unsichtbar, unterschätzt, unterfinanziert

Blog | 28. Mai 2025 | #Menstrual Hygiene Day #Menstruationsgesundheit #PeriodFriendlyWorld

Jeden Monat menstruieren mehr als zwei Milliarden Menschen (Unicef, 2024). Dennoch ist Menstruationsgesundheit in den meisten Ländern weder Teil der nationalen Gesundheitsagenda, noch wird sie systematisch erforscht oder ausreichend finanziert. In der internationalen Entwicklungszusammenarbeit wird sie zwar als Querschnittsthema anerkannt, ist aber in keinem der UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs) fest verankert. Diese Diskrepanz zwischen Alltag und politischer Aufmerksamkeit hat weitreichende Konsequenzen für Bildung, Gesundheit und soziale Teilhabe.

Ein globales Gesundheits- und Infrastrukturproblem

Laut Schätzungen der Weltbank haben rund 500 Millionen Menschen keinen Zugang zu sicheren Menstruationsprodukten. Der Mangel an sauberen Materialien erhöht das Risiko für Infektionen des Harn- und Reproduktionstrakts (Weltbank, 2022; Das et al., 2015). Gleichzeitig ist der Zugang zu sauberen und sicheren Toiletten in vielen Regionen unzureichend – insbesondere in ländlichen Gebieten südlich der Sahara. Die Entsorgung von Menstruationsprodukten bleibt vielerorts ungelöst.

Ein strukturelles Problem zeigt sich auch im Bildungsbereich: In Uganda berichten 64 Prozent der befragten Mädchen, dass sie während ihrer Menstruation dem Unterricht fernbleiben (Office of the Auditor General, 2024). In Äthiopien liegt dieser Anteil bei 55 Prozent (Adane et al., 2025). Der Schulbesuch wird erschwert durch fehlende Menstruationsprodukte, mangelnde Privatsphäre und Stigmatisierung. Verpasste Bildung mindert die Chancen auf ein selbstbestimmtes Erwerbsleben im Erwachsenenalter.

Auch wenn Menstruationsprodukte im Handel erhältlich sind, bleibt der Zugang oft eine Frage des Geldes. In Kenia beispielsweise können sich 65 Prozent der Frauen und Mädchen grundlegende Menstruationsprodukte nicht leisten (UN Today, 2025). In Deutschland sehen 23 Prozent der Frauen und Mädchen die Ausgaben für Menstruationsprodukte als finanzielle Belastung an. Bei den 16- bis 24-jährigen sind es sogar 32 Prozent (Plan International, 2021). In Ländern mit hohem Einkommen haben insbesondere einkommensschwache, obdachlose oder inhaftierte Personen Schwierigkeiten, Menstruationsprodukte zu beschaffen. Betroffen sind auch trans- und nicht-binäre Menschen, die zusätzlich mit sozialen Barrieren und einem Mangel an inklusiven Versorgungsangeboten konfrontiert sind (Jalali, 2023).

Finanzierung und Forschung: Unter dem globalen Bedarf

Da Menstruationsgesundheit in keinem der SDGs verankert ist, erfolgt die Finanzierung häufig im Rahmen breit angelegter Programme zu WASH (Wasser, Sanitäranlagen und Hygiene) und Bildung. Dadurch lässt sich schwer nachvollziehen, wie viele Mittel tatsächlich in die Förderung von Menstruationsgesundheit fließen. Zudem fehlt es bislang an standardisierten Instrumenten, die Finanzströme in diesem Bereich erfassen. Eine Analyse des Global Menstrual Collective (2021) allerdings zeigt, dass nur ein Bruchteil des Finanzbedarfs für Menstruationsgesundheit gedeckt ist. Besonders unterfinanziert sind Maßnahmen zur Veränderung sozialer Normen oder politischer Linien.

Parallel dazu fehlen finanzielle Mittel für die wissenschaftliche Forschung zu Menstruationsgesundheit. Groß angelegte, quantitative Studien, die belastbare Daten liefern, sind selten. Zudem stammt ein Großteil der vorhandenen Studien aus dem Globalen Norden, während Menstruationsgesundheit insbesondere im Globalen Süden eine Herausforderung darstellt. Ohne gezielte Forschung bleiben viele Aspekte der Menstruationsgesundheit unerkannt und notwendige Maßnahmen unerreichbar.

Um Menstruationsgesundheit nachhaltig zu fördern, brauchen wir umfassende und koordinierte Maßnahmen. Dazu gehört ein flächendeckender Zugang zu sicheren und bezahlbaren Menstruationsprodukten sowie zu sauberen Toiletten, verlässlicher Wasserversorgung und Abfallentsorgung. Ebenso wichtig sind Aufklärung und die Enttabuisierung der Menstruation, um gesellschaftliche Barrieren abzubauen und die Teilhabe von menstruierenden Menschen zu stärken. Nur mit ausreichender politischer Unterstützung, gezielter Finanzierung und Forschung, die Frauen und Mädchen aktiv einbezieht, können wir Fortschritte erzielen. Menstruationsgesundheit ist kein Randthema, sondern eine grundlegende Voraussetzung für Bildung, Gesundheit und Gleichberechtigung. Deshalb verdient sie endlich die Aufmerksamkeit, die ihr gebührt.

Celina Wild

Referentin Presse- & Öffentlichkeitsarbeit

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