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Müttergesundheit ist wichtig – überall

Blog | 14. September 2023

Das Gefühl, sein Kind das erste Mal in den Armen zu halten, gehört mit zu den Schönsten im Leben einer Frau. Die Vorfreude auf das Kind beginnt in der Regel schon lange vor der Geburt und begleitet eine Schwangerschaft, für die sich die Frauen bewusst entschieden haben. Die werdenden Eltern verkünden die frohe Botschaft Familie und Freunden, das Kinderzimmer wird liebevoll eingerichtet. Werdende Mütter suchen sich ihren Kreißsaal aus und der Geburtsvorbereitungskurs klärt letzte Fragen und Unsicherheiten. Dass sich Frauen so sehr auf ihr Kind freuen können, liegt vor allem an der guten Gesundheitsversorgung der Mütter hierzulande, die vom Beginn der Schwangerschaft bis hin zur Geburt des Kindes Ärztinnen und Ärzte betreut werden.

Ganz anders ergeht es vielen Frauen in Entwicklungsländern. Für sie ist die Schwangerschaft und die Geburt des Kindes häufig eine Herausforderung, der sie sich ohne fachkundige Hilfe stellen müssen – für einen nicht unerheblichen Teil endet sie tödlich. Der aktuelle Goalskeeper Report der Gates Foundation von 2023 zieht keine gute Bilanz: Vor zwei Jahrzehnten hatten positive Entwicklungen eine viel stärkere Dynamik. In den frühen 2000ern errang die Weltgemeinschaft große Fortschritte hinsichtlich Armutsraten, Bildungserfolgen oder Lebenserwartungen – vieles verbesserte sich stark. Doch nirgends war dieser Fortschritt umfangreicher als bei der Gesundheit von Müttern und ihren Kindern. Eine bemerkenswerte Entwicklung – die 2020 abrupt endete. Als sich COVID-19 zu einer globalen Gesundheitskrise entwickelte, überforderte das Virus viele Gesundheitsstrukturen, die Frauen helfen, sicher zu entbinden. In der Folge droht der Verlust jahrzehntelangen Fortschritts. Jedes Jahr sterben etwa 5 Millionen Kinder vor ihrem fünften Geburtstag. Weitere 2 Millionen Neugeborene machen nie ihren ersten Atemzug. Obwohl diese Todesfälle seit Mitte der 2010er Jahre weiter zurückgegangen sind, geschieht dies nicht schnell genug, insbesondere bei Säuglingen. Die meisten Kindertodesfälle – 74 Prozent – ereignen sich im ersten Lebensjahr.

Eine Krankenschwester untersucht in einer Klink in Uganda eine Mutter und ihr neugeborenes Kind

Doch der Fortschritt stockt nicht erst seit der Pandemie. Weltweit sind die Müttersterberaten in den letzten acht Jahren hartnäckig gleich geblieben, und in einigen Ländern, von den USA bis Venezuela, sind sie sogar leicht gestiegen. Zwar ist die Zahl der Frauen, die infolge von Komplikationen während Schwangerschaft oder Geburt starben, laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Vergleich zu 1990 stark gesunken und betrug im Jahr 2020 jährlich ca. 223 Todesfälle pro 100.000 Lebendgeburten. Doch gegenüber 2016 (233 Todesfällen pro 100 000 Geburten) stagniert der Fortschritt. Solch erschreckende Zahlen sollten im 21. Jahrhundert eigentlich der Vergangenheit angehören.

2023 markiert die Halbzeit der Nachhaltigen Entwicklungsziele der UN. Eines der Ziele war, alle vermeidbaren Kindertodesfälle bis 2030 zu beenden, ein weiteres, die Müttersterberate auf weniger als 70 von 100.000 Geburten zu senken. Wir sind von beiden Zielen weit entfernt – aber das muss nicht so bleiben. Zu Beginn der 2010er Jahre, gerade als das Problem schlimmer zu werden drohte, wurde es auch lösbarer. Ärztinnen und Ärzte machten große wissenschaftliche Fortschritte, die zur Gesundheit von Müttern und Kindern beitrugen – von den exakten Krankheitsbildern, die Neugeborene töten; über die Rolle von Anämie bei erhöhtem Blutverlust während der Geburt; bis hin zu bisher unbekannten Zusammenhängen zwischen der Gesundheit eines Ungeborenen und der seiner Mutter. Forscherinnen und Forscher haben in den letzten 10 Jahren mehr über die Gesundheit von Müttern und ihren Neugeborenen gelernt als im gesamten Jahrhundert zuvor. Verstärkte Investitionen in Müttergesundheit weltweit sind also keine Option, sondern ein Muss –  gerade für Mütter und Kinder, die sie am dringendsten brauchen: 99 Prozent der Müttersterblichkeitsfälle treten nach wie vor in Entwicklungsländern auf. Auf Subsahara-Afrika entfallen allein zwei Drittel dieser Todesfälle. Dabei wäre ein Großteil vermeidbar. Durch freiwillige Familienplanung, die Ausbildung von Hebammen und Gesundheitspersonal sowie einer besseren Gesundheitsversorgung können Leben von Mutter und Kind geschützt und gerettet werden.

Müttersterblichkeit (Begriff)

Als Müttersterbefall gilt der Tod einer Frau während der Schwangerschaft oder innerhalb von 42 Tagen nach Beendigung der Schwangerschaft aufgrund von Ursachen, die in Beziehung zur Schwangerschaft oder deren Behandlung stehen oder durch diese verschlechtert werden

Elias Domsch

Referent Presse- & Öffentlichkeitsarbeit

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