Im 19. Jahrhundert gehörte Tuberkulose zu den Haupttodesursachen weltweit. Allein in Deutschland starben jedes Jahr hunderttausende Menschen an der Infektionskrankheit. Am 24. März 1892, also vor 127 Jahren, verkündete der Mediziner Robert Koch eine bahnbrechende Entdeckung: Ihm war es gelungen, Infektionserreger und Ansteckungswege gezielt zu identifizieren und so den Weg für Therapien und Präventionsmaßnahmen zu ebnen.
Früher wurde die Tuberkulose auch als „Schwindsucht“ bezeichnet, da sie im fortgeschrittenen Stadium zu einem starken Gewichtsverlust führt. Auch „Die Motten“ oder „Der weiße Tod“ waren verbreitete Namen.
Die „Schwindsüchtigen“ wurden in Lungenheilanstalten (oder „Mottenburgen“) behandelt, die sich meist in höheren Lagen und weit außerhalb von Städten befanden. Wärme und frische Luft waren die einzigen Erleichterungen, die man den Kranken bieten konnte. In seinem berühmten Roman „Der Zauberberg“ beschreibt der Autor Thomas Mann sehr anschaulich und eindringlich den Einfluss, den diese Erkrankung auf alle Bereiche des menschlichen Lebens hatte. Überhaupt begegnet vielen von uns die Tuberkulose heute vor allem im Deutschunterricht: Franz Kafka, Theodor Fontane, Friedrich Schiller – sie alle waren daran erkrankt.
Wegen der seit Mitte des 20. Jahrhunderts zur Verfügung stehenden medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten sowie verbesserter hygienischen Bedingungen, ging die Verbreitung in Europa schnell zurück. Und mit der Zeit verschwand die Schwindsucht aus dem Alltag, die Sanatorien schlossen, verfielen oder wurden zu Kurhäusern. Man könnte denken: Tuberkulose? Irgendwie hatten wir das doch schon überwunden, oder?
Ein Drittel aller Menschen ist infiziert
Doch dieser Eindruck täuscht gewaltig. Denn ein Drittel der Weltbevölkerung ist dem Tuberkulose auslösenden Mycobacterium tuberculosis infiziert und bei ungefähr jedem zehnten dieser Menschen bricht die Krankheit irgendwann aus. Ein geschwächtes Immunsystem erhöht das Risiko.
Zunächst sind Menschen, die lediglich den Erreger in sich tragen, deren Immunsystem jedoch stark genug ist, um ihn unter Kontrolle zu halten, nicht ansteckend. Wenn Tuberkulose jedoch „offen“, also ausgebrochen ist, wird sie über Tröpfcheninfektion übertragen. Dies ist besonders gefährlich, wenn viele Menschen auf engem Raum leben.
Bei wem die Krankheit letztlich ausbricht, ist von unterschiedlichen Faktoren abhängig. Am wichtigsten ist jedoch die Stärke des Immunsystems. Wer gesund und gut genährt ist, hat gute Chancen, dass das Immunsystem den Ausbruch der Krankheit verhindern kann und die Infektion ohne Symptome bleibt.
Wer ist von Tuberkulose heute noch gefährdet?
Der Übertragungsweg und die Faktoren für das Ausbrechen der Tuberkulose lassen erahnen, wer von der Krankheit am meisten betroffen ist: Menschen, die in Armut leben. Hinter der häufig genutzten Bezeichnung „Armutskrankheit“ verbirgt sich dabei eine komplexe Ungerechtigkeit: Wer in Armut lebt, ist stärker gefährdet mit dem TB-Erreger infiziert zu werden, stärker gefährdet, dass die Krankheit ausbricht und hat letztlich weniger Chancen auf Hilfe. Der Kampf gegen Tuberkulose ist auch heute noch lange nicht gewonnen.
Dabei gibt es wichtige Maßnahmen, die man treffen kann, um Tuberkulose einzudämmen. Doch dafür darf mangelnde Kaufkraft in Entwicklungsländern nicht als Argument gelten, um die Investitionen in Aufklärungsarbeit, Prävention und Zugang zu Therapien zu vernachlässigen. Darauf soll der 24. März aufmerksam machen. Brauchen wir den Welttuberkulosetag also noch? Solange 1,6 Millionen Menschen jährlich an TB sterben – leider ja.