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Verantwortung braucht Verlässlichkeit

Blog | 01. August 2025 | #Bundeshaushalt2026 #Entwicklungspolitik #Merz

Warum Kürzungen in der Entwicklungszusammenarbeit junge Menschen weltweit besonders hart treffen

Der Haushaltsentwurf 2026 sieht erneut Kürzungen in der Entwicklungszusammenarbeit und humanitären Hilfe vor – und trifft damit ausgerechnet jene, die am meisten Unterstützung brauchen: junge Menschen im Globalen Süden. Als Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW) erleben wir täglich, was es bedeutet, wenn Investitionen in Bildung, Gesundheit und Selbstbestimmung gelingen – und was passiert, wenn sie wegbrechen. 

Insbesondere im Bereich der sexuellen und reproduktiven Gesundheit und Rechte (SRGR) sind die Auswirkungen dramatisch: Ohne Zugang zu Verhütungsmitteln, Aufklärung und Gesundheitsdiensten steigen die Zahlen unbeabsichtigter Schwangerschaften, früher Verheiratung und Müttersterblichkeit rapide an. Ganze Generationen junger Frauen verlieren dadurch die Chance auf ein selbstbestimmtes Leben. Die Kürzungen gefährden damit nicht nur individuelle Lebenswege, sondern auch soziale Stabilität, Gleichberechtigung und wirtschaftliche Entwicklung in den betroffenen Ländern. 

Dabei wäre eine klare politische Kehrtwende dringend nötig – gerade, weil sich weltweit immer mehr traditionelle Geberländer zurückziehen. Großbritannien, Frankreich und die Niederlande kürzen bereits, die USA haben mit der Auflösung von USAID zahlreiche Programme abrupt gestoppt – mit potenziell tödlichen Folgen. Laut eines Berichtes im Fachmagazin The Lancet könnten allein die US-Kürzungen bis 2030 zum Tod von 14 Millionen Menschen führen. Und auch Deutschland trägt nun zur Verstärkung dieser gefährlichen Entwicklung gefährlichen Trends bei: Mit dem Haushaltsentwurf 2026 sollen die Mittel zum vierten Mal in Folge sinken – auf nur noch 9,9 Milliarden Euro. 

„Diese Kürzungen zerstören über Jahrzehnte erzielte Fortschritte – etwa in der Kinder- und Müttersterblichkeit oder in der Bekämpfung von HIV/Aids“, warnt Angela Bähr, Vorständin für Programme der DSW. Sie betont, dass sich hier nichts einsparen lässt – im Gegenteil: „Bereits gestoppte Programme in Ostafrika führen innerhalb weniger Monate zu steigender Krankheitslast und neuen Infektionen.“ Besonders tragisch: Die USA wollen aktuell Verhütungsmittel im Millionenwert vernichten, die eigentlich für Menschen in Not vorgesehen waren. Wieder einmal sind es junge Frauen und Mädchen, die den Preis für politische Entscheidungen zahlen – mit ihrer Gesundheit, ihrer Freiheit und oft mit ihrem Leben. 

Dabei zeigen Studien – etwa vom Kieler Institut für Weltwirtschaft – klar: Entwicklungszusammenarbeit zahlt sich auch wirtschaftlich aus. Sie eröffnet wirtschaftliche Perspektiven, fördert rechtsstaatliche Strukturen und schafft neue Märkte – auch für deutsche Unternehmen. Eine kluge, ordnungspolitisch orientierte Entwicklungspolitik ist damit nicht nur solidarisch, sondern auch strategisch sinnvoll. 

Zudem steht Deutschlands internationaler Ruf auf dem Spiel. Wer sich aus der globalen Verantwortung zurückzieht, schwächt das Vertrauen in seine Verlässlichkeit, untergräbt seine außenpolitische Gestaltungskraft und entfernt sich von den selbst gesetzten Zielen der Agenda 2030. Besonders die geplante Halbierung der humanitären Hilfe bedroht lebensrettende Maßnahmen, etwa in Konfliktregionen oder bei der Versorgung Überlebender.

Unser Appell ist eindeutig: Eine gerechte und werteorientierte Politik darf nicht an kurzfristigen Haushaltszielen scheitern. Wer heute kürzt, gefährdet die Zukunft junger Menschen weltweit – und riskiert zugleich Deutschlands Ansehen als verlässlicher Partner in der Welt. Es braucht jetzt politische Klarheit, Weitsicht und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Damit Selbstbestimmung, Gesundheit und Gleichberechtigung keine Privilegien bleiben, sondern universelle Rechte für alle. 

Elias Domsch

Koordinator Brand und Design & Referent PR

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