Selbstbestimmte Verhütung und Familienplanung

Körperliche Selbstbestimmung, das heißt auch eigenverantwortlich zu entscheiden, ob, wann und mit wem eine Frau wie viele Kinder bekommt und ein Mann Vater wird. Seit der Weltbevölkerungskonferenz 1994 in Kairo gehört die Gewährleistung von sexueller und reproduktiver Gesundheit und Rechten (SRGR) wie Sexualaufklärung, Informationen und Zugang zur Empfängnisverhütung, die Versorgung von Schwangeren und Neugeborenen sowie die Behandlung und Prävention von sexuell übertragbaren Krankheiten zum Menschenrechtskanon der Vereinten Nationen. Darüber hinaus machen wir uns stark für eine Allgemeine Gesundheitsversorgung (Universal Health Coverage, UHC), die SRGR und einen adäquaten und bezahlbaren Zugang zu entsprechenden Gesundheitsdienstleistungen für alle Menschen mit einschließt.

Die Ausgangslage

257 Mio. Frauen weltweit haben einen ungedeckten Bedarf an modernen Verhütungsmitteln

Jeder vierte Frau hat die Entscheidung nicht in der Hand, wann, ob, mit wem und wie viele Kinder sie bekommen möchte. Obwohl sie nicht schwanger werden wollen, verhüten Frauen aus verschiedenen Gründen nicht: Neben mangelhafte Beratung und Zugang zu modernen Verhütungsmitteln gehören dazu Angst vor Nebenwirkungen und eine ablehnende Haltung des Partners. Aktuell haben in Subsahara-Afrika schätzungsweise 24 Prozent der Frauen im gebärfähigen Alter einen ungedeckten Bedarf an modernen Verhütungsmitteln.

121 Mio. unbeabsichtigte Schwangerschaften jedes Jahr

In Ländern mit niedrigem Einkommen sind schätzungsweise rund 43 Prozent aller Schwangerschaften unbeabsichtigt. Eine Vielzahl von Gründen trägt dazu bei: Fehlende Sexualaufklärung und mangelnde, altersegerechte gynäkologische Beratung, Kinderreichtum als kulturellen Wert und Altersversorgung, unzureichende Gesetzgebung sowie mangelnde Selbstbestimmung von Frauen und schlechte Versorgung mit modernen Verhütungsmitteln führen dazu, dass sie nicht verhüten, obwohl sie das eigentlich möchten.

19 Mio. illegale und lebensbedrohliche Schwangerschaftsabbrüche

Weltweit sind Komplikationen bei Schwangerschaften und Geburten bei Frauen zwischen 15 und 19 Jahren die häufigste Todesursache, oft in Folge eines unsicheren Schwangerschaftsabbruchs. Jedes Jahr unterziehen sich 19 Millionen Mädchen und Frauen unsicheren Schwangerschaftsabbrüchen, ein Großteil davon im globalen Süden, wo ca. 13 Prozent den Eingriff nicht überleben. 2003 beschloss die Afrikanische Union, dass Schwangerschaftsabbrüche unter bestimmten Bedingungen legal und zugänglich sein müssen. Nur in 23 der afrikanischen Länder wird dieses Recht auch tatsächlich umgesetzt.

13 Mio. Schwangerschaften von Teenagern

Teenagerschwangerschaften sind in Entwicklungsländern weit verbreitet: Fast jede fünfte Frau bringt dort vor ihrem 18. Geburtstag ein Kind zur Welt. Das bedeutet für die Mädchen und jungen Frauen oft das Ende ihrer Schullaufbahn und damit eine erhöhte ökonomische Abhängigkeit. Aufgrund der Schwangerschaft und Geburt im sehr frühen Alter kommt es häufig zu gesundheitlichen Komplikationen wie Geburtsfisteln, unter denen junge Mütter dann jahrelang leiden. Vor allem in urbanen Regionen des globalen Südens gehen viele junge schwangere Frauen deshalb das große Gesundheitsrisiko eines Schwangerschaftsabbruches durch eine Kürretage (Ausschabung der Gebährmutterschleimhaut im Uterus) ein. Die psychologischen und physiologischen Folgen sind dabei unberechenbar.

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Mehr Informationen

„Hätte ich nur früher von Verhütung und Familienplanung gewusst…“

Wie viele Kinder möchte ich haben? Sollen wir jetzt Kinder bekommen oder warten? Welches Verhütungsmittel ist für mich und meinen Körper am besten geeignet? Jede vierte Frau kann nicht selbst darüber entscheiden, wann, ob, mit wem und wie viele Kinder sie bekommen möchte.

Darum kämpfen wir für die Option
der Verhütung und Familienplanung

Der altersgemäße Zugang zu Sexualaufklärung und Möglichkeiten zur Verhütung hat entscheidenden Einfluss auf das Leben der betroffenen Mädchen und Frauen, sowie auf eine verantwortungsbewusste Sexualität von jungen Männern.

Weniger unbeabsichtigte Schwangerschaften

Wenn Frauen von ihrem Recht Gebrauch machen könnten, selbst über die Zahl ihrer Kinder und den Zeitpunkt ihrer Geburt zu entscheiden, würde die Anzahl unbeabsichtigter Schwangerschaften um 70 Prozent zurückgehen.

Bessere Chancen für Mutter und Kind

Wenn Frauen verhüten könnten und im Rahmen ihrer Schwangerschaft gesundheitlich angemessen versorgt wären, würde sich die Müttersterblichkeit auf der Welt um 62 Prozent und die Säuglingssterblichkeit um 69 Prozent verringern. Wenn weniger Kinder sterben, entscheiden sich Eltern selbstbestimmt für kleinere Familien.

Bessere Lebensperspektiven

Der Zugang zu Aufklärung und modernen Verhütungsmitteln hilft betroffenen Frauen dabei, gesünder zu leben, sich weiterzubilden und effektiver am Erwerbsleben teilzuhaben. Sie werden weniger finanziell abhängig und können ein selbstbestimmtes Leben führen.

Das Potenzial der Kinder wird gestärkt

In kleineren Familien geht es Kindern meist besser: Sie sind gesünder, kommen in der Schule besser zurecht, haben bessere Berufschancen und verdienen später mehr.

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Was wir konkret vor Ort tun

Unsere vier Erfolgsansätze:

Jugendgerechte Aufklärung

Über Sexualität zu sprechen ist in vielen Gesellschaften ein Tabu. Aufklärungsunterricht findet häufig nicht statt, ist von schlechter Qualität oder von Abstinenzbotschaften geprägt. Jugendliche brauchen dieses Wissen, wenn sie in der Pubertät ihre sexuelle Identität entwickeln. Sie brauchen Raum um sich auszuprobieren und ihre Scham zu überwinden, um unbeabsichtigte Schwangerschaften zu vermeiden und sich vor sexuell übertragbaren Krankheiten wie HIV zu schützen. Die DSW fördert deshalb in Ostafrika Jugendklubs, in denen ausgebildete Jugendberater*innen genau diese Aufgabe übernehmen. Sie reden dabei nicht nur mit anderen Jugendlichen, sondern beziehen auch die Familien und andere Mitglieder ihrer Gemeinden mit ein.

Wir machen Wege kürzer

Die nächste Gesundheitsstation oder das nächste Familienplanungszentrum ist für viele Mädchen und Frauen häufig in weiter Entfernung, besonders in ländlichen Regionen. Wenn die Reise lange dauert und teuer ist, werden Gesundheitsdienste oft nicht wahrgenommen. Darum sind mobile Beratungszentren als Jugend-Mobile (Youth Trucks) der DSW unterwegs, mit denen lokale Mitarbeiter*innen und jugendliche Peers Beratungen mitsamt Verhütungsmitteln auch in entferntere Orte bringen. Auch in den von der DSW geförderten Jugendklubs, die häufig an Gesundheitszentren angeschlossen sind, geht es um Aufklärung, HIV- Test, jugendfreundliche Beratung und Zugang zu modernen Verhütungsmittel.

Wir stärken Frauen

Vor allem jungen Frauen wird häufig das Mitspracherecht in Fragen Sexualität und Verhütung verwehrt. Für Männer ist oftmals die Anzahl ihrer Kinder ein Gradmesser für ihre gesellschaftliche Stellung und Männlichkeit. Doch auch viele Väter merken zunehmend, wie schwierig es ist, eine große Anzahl an Kindern zu versorgen und ihnen gute Bildung zu ermöglichen. Und besonders die Heranwachsenden lehnen die rückständigen Haltungen früherer Generationen zunehmend ab. Bei öffentlichen Dorf – Veranstaltungen sensibilisieren die Jugendlichen der Jugendklubs mit Theater- und Musikaufführungen für die klassischen Rollenstereotypen und bearbeiten Paarkonflikte. So erreichen sie auch die Menschen in ihrer Gemeinde mit den Botschaften zu Aufklärung, Menstruation, Familienplanung, Gewaltprävention und machen sich stark für eine gleichberechtigte, gesunde Beziehung.

Mit Religionen zusammenarbeiten

Der Einfluss der Religionen ist in vielen Entwicklungsländern deutlich größer als in den Industrieländern. Deswegen ist es schwer für Aufklärung, Verhütung und Familienplanung einzutreten, wenn sich religiöse Gruppen dem verschließen. Glaubensvertreter*innen und Gemeinden diskutieren intern ein moderneres Verständnis von Sexualität und Familienplanung – inklusive der Stärkung von Frauenrechten. Die hohe Zahl an unbeabsichtigten Schwangerschaften,HIV-Infektionen und AIDS – Erkrankungen, bringt viele zur Einsicht, dass es nicht zielführend ist, auf alte Dogmen zu setzen. Mit From Faith to Action hat die DSW vor Jahren ein Netzwerk ins Leben gerufen, welches sich dieser Aufgabe intensiv widmet. Als inzwischen eigenständige Organisation, arbeitet Faith to Action mit Sitz in Kenia mit mehr als 250 Organisationen und religiösen Netzwerken, mehrheitlich christliche und islamische, zusammen. Hier wird der religiöse Umgang mit Aufklärung, Sexualität und Verhütung diskutiert und Gläubigen wird der Zugang zu Informationen und Dienstleistungen rund um Sexualität und Verhütung ermöglicht, ohne, dass ihr Glaube sie daran hindert.