Weibliche Genitalverstümmelung

Über 200 Millionen Frauen weltweit sind von Genitalverstümmelung (Female Genital Mutilation, FGM) betroffen. Laut des Weltbevölkerungsberichtes 2020 des Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA), in dem es um schädliche Praktiken geht, könnte die Zahl der Mädchen und Frauen, die jährlich an ihren Genitalien verstümmelt werden, von 4,1 Millionen in 2020 auf 4,6 Millionen in 2030 ansteigen. Die Corona-Pandemie verschärfte das Problem, da schädliche Praktiken wie Genitalverstümmelung (FGM) und Frühverheiratung gerade in Krisenzeiten zunehmen.

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Die Tradition verlangt es

Damit ein Mädchen vollwertig in ihre Gemeinschaft aufgenommen werden kann, muss sie beschnitten sein. In einigen Gesellschaften wird den Mädchen dabei “nur” die Klitorisvorhaut entfernt, in anderen verlieren sie bei dem blutigen Eingriff nicht nur ihre Klitorisperle und ihre Schamlippen, sondern auch häufig ihr Leben.

Die aktuelle Situation

200 Millionen Frauen und Mädchen sind von Genitalverstümmelung (FGM) betroffen.

Mädchen und Frauen, die einer Genitalverstümmelung unterzogen wurden, leiden darunter oft ihr Leben lang: Sie erleben Schmerzen und kein Lustempfinden beim Sex, Unfruchtbarkeit, Komplikationen bei Schwangerschaft und Geburt und Traumata.

Drei Millionen Mädchen und Frauen kommen jedes Jahr hinzu.

Weibliche Genitalverstümmelung ist fast überall verboten. Trotzdem werden täglich 8.000 Mädchen dieser grausamen Praktik unterzogen.

Was ist FGM (Female Genital Mutilation)?

Weibliche Genitalverstümmelung (FGM) bezeichnet das teilweise oder vollständige Entfernen der äußeren Genitalien bei Frauen aus nicht-medizinischen Gründen. Es handelt sich um einen medizinischen mechanischen Eingriff, der in den Traditionen der durchführenden Gemeinschaften verankert ist. FGM kann schwerwiegende gesundheitliche Probleme verursachen und verstößt gegen die Menschenrechte von Frauen und Mädchen. Es gibt verschiedene Arten von FGM, von denen alle eine ernsthafte Bedrohung für die körperliche und psychische Gesundheit der Mädchen und jungen Frauen darstellen. Nach Angaben von UNFPA geht der Anteil der von Genitalverstümmelung betroffenen Mädchen und Frauen zwar insgesamt zurück, doch die absolute Zahl der Mädchen und Frauen, die dieser Praxis unterworfen werden, nimmt aufgrund des Bevölkerungswachstums zu.

FGM und andere schädliche Praktiken sind Ausdruck davon, dass Mädchen und Frauen nicht frei über ihre Körper und ihr Leben entscheiden können. Es ist unerlässlich, dass insbesondere in den am meisten betroffenen Ländern offen über die Auswirkungen dieser Praktiken gesprochen wird und Aufklärung stattfindet. Es muss ein stärkeres Bewusstsein dafür geschaffen, wie lebensbedrohlich und traumatisierend sie für Mädchen und junge Frauen sind. Dabei muss auch den Männern verdeutlicht werden, dass mit der weiblichen Genitalverstümmelung auch die Grundlage für eine gesunde und erfüllende Liebesbeziehung zerstört wird. Nur wenn das Schweigen durchbrochen wird, können patriarchalische Strukturen überwunden werden.

Folgen der Genitalverstümmelung

Zu den kurzfristigen Folgen von weiblicher Genitalverstümmelung gehören heftige Schmerzen, starker Blutverlust, Infektionen und Tod. Viele Betroffene leiden lebenslang unter Traumata, psychischen Problemen, Einschränkungen des sexuellen Empfindens, Unfruchtbarkeit, Komplikationen bei Geburten und haben ein erhöhtes Risiko für Totgeburten. Und auch die zwischenmenschlichen Beziehungen werden durch die Folgen von FGM beeinträchtigt. Es ist eine Praxis, von der niemand profitiert.

Risiken während der Schwangerschaft

Weibliche Genitalverstümmelung führt zu einem erhöhten Risiko für schwere Geburtsverletzungen und Nachgeburtsblutungen. Weil die Vaginalöffnung zu klein ist, liegen Frauen oftmals sehr lange in den Wehen. Dadurch steigt ihr Risiko für Scheidenfisteln.

Hohes Infektionsrisiko

Für eine Genitalverstümmelung werden häufig nicht sterile Gegenstände wie Messer, Rasierklingen oder gar Glasscherben verwendet. Oft entzündet sich die Wunde bereits unmittelbar nach dem Eingriff. Aber auch langfristig haben betroffene Frauen ein höheres Infektionsrisiko. Zum Beispiel wenn nach einer Genitalverstümmelung Urin und Menstruationsblut nicht richtig abfließen können.

Psychische Erkrankungen

Die Genitalverstümmelung ist nicht nur körperlich ein schwerwiegender Eingriff – sie führt auch zu schweren Traumata. Der Schock und die schwerwiegende psychische Belastung können Verhaltensstörungen wie posttraumatische Belastungsstörungen bei Mädchen und Frauen auslösen. Auf längere Sicht leiden die Betroffenen oft unter chronischer Angst.

Sex wird zur Qual

Je nach Ausprägung der Genitalverstümmelung haben die betroffenen Frauen verschiedene sexuelle Dysfunktionen: Sie verspüren wenig bis keine Lust und oft auch starke Schmerzen beim Sex. Gerade bei der Infubulation kommt es sehr häufig zu Verletzungen, da hier auch zum Teil die Vaginalöffnung zugenäht wurde. 

Was wir tun

Neben der Aufklärung über die Auswirkungen von FGM müssen Mädchen dabei unterstützt werden, einen Schulabschluss zu erlangen, statt früh verheiratet zu werden. So erhöhen sich ihre Chancen, als Erwachsene ein eigenes Einkommen erwirtschaften und ein selbstbestimmtes Leben führen zu können.

Unser Ziel ist es, nicht nur die jungen Menschen, sondern möglichst alle Beteiligten so zu informieren und zu stärken, dass sie sich aktiv für Geschlechtergerechtigkeit und gegen schädliche Praktiken einsetzen können. Dazu gehören politische Entscheidungsträger*innen, religiöse Führer*innen, Lehrkräfte ebenso wie die Überlebenden und Gefährdeten selbst.

Sexuelle Freiheit für Frauen und Mädchen

Ganz oben steht: Frauen stärken! Weibliche Genitalverstümmelung ist eine Praxis, die vor allem die gesellschaftliche Rolle des Mannes untermauert. Die Genitalverstümmelung soll die Frau beim Sex beeinträchtigen und sie so am Fremdgehen hindern. Doch jede Frau hat das Recht, selbst über ihre Sexualität und ihr Liebesleben zu bestimmen und ihre Sexualität zu genießen.

Aufklären und Sichtweisen ändern

Genitalverstümmelung ist eine kulturelle Praxis, doch Kulturen können sich wandeln. Deswegen machen sich Jugendliche aus unseren Klubs daran, nicht nur Mädchen und ihre Eltern über die gravierenden Folgen der Genitalverstümmelung aufzuklären, sondern auch ihre Gemeinden. Wir bilden dazu spezielle Jugendberater*innen aus, die genau wissen, wie sie andere Menschen über das Thema richtig informieren und einen Bewusstseinswandel herbeiführen können.

Umdenken in Religion und Politik

Keine Religion fördert oder duldet Genitalverstümmelung. Doch lokale Meinungsführer*innen argumentieren häufig zu Unrecht im Namen ihrer Religion. Genauso verweisen Politiker*innen gerne auf weibliche Genitalverstümmelung als Tradition. Doch die Jugendlichen erheben ihre Stimme und treten in den Dialog mit diesen Menschen. Genitalverstümmlung kann nur beendet werden, wenn die Gemeinden aus eigener Überzeugung damit aufhören.

Schaffung alternativer Rituale

Die weibl. Genitalverstümmelung gilt als Übergang zum Erwachsensein und Voraussetzung für die Eheschließung. Hierfür können alternative Rituale geschaffen werden, die diese schädliche Praxis ersetzen. Dafür setzen wir uns ein und stehen im engen Austausch mit den gesellschaftlichen und religiösen Meinungsführer*innen.

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