Sexuelle und Reproduktive Gesundheit und Rechte
 

Sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte (SRGR) zielen darauf ab, sicherzustellen, dass Menschen die Informationen, Dienste und Freiheit erhalten, die sie benötigen, um körperliches, emotionales, mentales und soziales Wohlbefinden in allen Bereichen der Sexualität und Reproduktion zu erreichen. 

Körperliche Unversehrtheit, Privatsphäre und Autonomie

Freie Definition der eigenen sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität

Selbstbestimmte Entscheidung darüber, ob, mit wem und
wann man sexuell aktiv werden möchte

Selbst zu entscheiden, ob, wann und auf welche
Weise man Kinder bekommen möchte

Sichere und positive sexuelle Erfahrungen

Frei von Diskriminierung, Zwang und Gewalt leben

SRGR für alle – Herausforderungen und Hindernisse

Trotz der Fortschritte, die in den letzten Jahrzehnten erzielt wurden, gibt es immer noch viele Herausforderungen auf dem Weg zu einem universellen Zugang zu SRGR, die von rechtlichen, politischen, kulturellen oder wirtschaftlichen Barrieren bis hin zu (strukturellen) Einschränkungen im Gesundheitssystem reichen. Viele Menschen, insbesondere in abgelegenen oder unterversorgten Gebieten, haben keinen Zugang zu umfassenden Informationen über ihren Körper und ihre sexuelle und reproduktive Gesundheit. Kulturelle Barrieren und Tabus können offene Diskussionen verhindern und den Zugang zu notwendigen Dienstleistungen einschränken, insbesondere für Frauen und LGBTIQ+-Personen. In vielen Ländern der Welt beschränken Gesetze und politische Maßnahmen den Zugang zu bestimmten Diensten der reproduktiven Gesundheit, wie zu Verhütungsmitteln und Schwangerschaftsabbrüchen.  

Die Kosten der Gesundheitsdienste und mangelnde Absicherungsmöglichkeiten stellen für viele Menschen eine erhebliche Hürde dar, um sich die erforderliche medizinische Versorgung leisten zu können. So bleibt vielen Menschen die notwendige Versorgung verwehrt, da sie keinen Zugang zur staatlichen Kranken- und Rentenversicherung oder Sozialversicherung haben. Besonders einkommensschwachen Gemeinschaften und Ländern, die mit begrenzten Ressourcen und einem Mangel an ausgebildeten Fachkräften auskommen müssen, fällt es schwer, umfassende sexuelle und reproduktive Gesundheitsdienste für alle anzubieten, die sie benötigen. 

Fast 257 Millionen Frauen weltweit haben einen ungedeckten Bedarf an modernen Verhütungsmitteln pro Jahr

So viele Frauen haben die Entscheidung nicht in der Hand, wann, ob, mit wem und wie viele Kinder sie bekommen möchten. Das entspricht jeder vierten Frau im reproduktiven Alter. Obwohl sie nicht schwanger werden wollen, können sie nicht mit modernen Mitteln verhüten. Laut einer Studie des Guttmacher-Instituts aus dem Jahr 2018 haben in Subsahara-Afrika 24 Prozent der Frauen im gebärfähigen Alter keinen Zugang zu modernen Verhütungsmitteln. In Westafrika sind es sogar 36 Prozent.

Mehr als 121 Millionen ungewollte Schwangerschaften pro Jahr

Jede zweite Schwangerschaft weltweit ist unbeabsichtigt. In Ländern mit niedrigem Einkommen nutzt jede vierte Frau kein modernes Verhütungsmittel, auch wenn sie eine Schwangerschaft verhüten möchte. Sorgen über Nebenwirkungen, unregelmäßiger Sex, eine ablehnende Haltung des Partners gegenüber Verhütung und eine oft mangelhafte Versorgungslage sind die Gründe hierfür.

13 Millionen Schwangerschaften im Teenageralter pro Jahr

Weltweit werden 13 Millionen Kinder von Frauen unter 20 Jahren geboren. Mehr als 90% dieser Geburten entfallen auf Frauen in Entwicklungsländern. Komplikationen bei Schwangerschaft und Geburt sind die häufigste Todesursache bei Frauen zwischen 15 und 19 Jahren in diesen Regionen.

Die Rolle von Entwicklungszusammenarbeit

Kontinuierliche internationale Unterstützung und öffentliche Gelder für Entwicklungszuammenarbeit (ODA) sind nach wie vor von entscheidender Bedeutung, um Fortschritte auf dem Weg zu SRGR für alle zu beschleunigen, weitere Rückschläge wie während der COVID-19-Krise zu vermeiden und dem weltweit wachsenden Widerstand gegen Frauenrechte und Geschlechtergleichstellung entgegenzuwirken. ODA kann anhaltende Finanzierungslücken schließen und sicherstellen, dass grundlegende Dienstleistungen wie moderne Verhütungsmittel, Gesundheitsversorgung für Mütter und Sexualaufklärung für alle zugänglich sind, insbesondere in unterversorgten Gemeinschaften. Verlässliche Entwicklungsfinanzierung und politischer Dialog können auch auf die Schaffung eines rechtlichen Rahmens hinwirken, der SRGR unterstützt. Dies trägt dazu bei, dass rechtebasierte Ansätze zur sexuellen und reproduktiven Gesundheit in die nationale Politik eingebettet werden, wodurch Nachhaltigkeit und lokale Eigenverantwortung für SRGR-Initiativen gefördert werden.  

Die Bedeutung von Advocacy in diesem Bereich

Deutschland und die EU-Institutionen gehören zu den fünf größten Gebern von Geldern für Entwicklungszusammenarbeit (ODA) weltweit. Betrachtet man den Anteil der ODA, der für die Förderung von SRGR aufgewendet wird, so liegen Deutschland und die EU-Institutionen nur auf Platz 15 bzw. 22. Es besteht also noch erhebliches Verbesserungspotenzial und Bedarf an kontinuierlicher Advocacyarbeit. 

Unsere Advocacy-Teams in Berlin und Brüssel arbeiten mit der deutschen Regierung und dem deutschen Bundestag sowie mit den Institutionen der Europäischen Union (EU) zusammen, um politische und finanzielle Zusagen für die Förderung von SRGR zu erreichen, insbesondere im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit. Wir bringen in unsere Advocacyarbeit ein:

Erfahrungen aus
unseren Programmen
in Ostafrika  

Die Stimmen
junger Menschen
bei Entscheidungs-träger*innen
in Berlin und Brüssel 

Das Fachwissen
einer Bandbreite
von Partnern 

Spezifische Veröffentlichungen, Forschungsarbeiten, Newsletter, Webinare und Workshops zum Austausch von Daten und Ressourcen mit Partnern und Entscheidungs-träger*innen

Wir sind Teil des Konsortiums Countdown 2030 Europe, das sich aus 15 führenden europäischen SRGR-Nichtregierungsorganisationen zusammensetzt und sich für eine Aufstockung der europäischen Mittel für SRGR in der internationalen Zusammenarbeit und für eine stärkere politische Unterstützung der sexuellen und reproduktiven Freiheit weltweit einsetzt.

Report

Reality check:
Geber zur Rechenschaft ziehen 

Unser Flaggschiff-Bericht, der “Donors Delivering for SRHR” (nur in Englisch), ist eine jährliche Veröffentlichung, die die neuesten Daten analysiert und bewertet, um die weltweite Finanzierung von SRGR, reproduktive Gesundheit, Mütter-, Neugeborenen- und Kindergesundheit (RMNCH) sowie Familienplanung (FP) im Rahmen der Offiziellen Entwicklungshilfe (ODA) zu verfolgen. Der Bericht ist ein wichtiges Instrument der Rechenschaftspflicht und liefert Belege für unsere Advocacy-Arbeit.  

Umfassende Sexualerziehung 

Zugang zu modernen Verhütungsmitteln und -informationen 

Zugang zu vor- und nachgeburtlicher Betreuung sowie zu sicheren Entbindungseinrichtungen 

Sichere Schwangerschaftsabbrüche und Behandlung von Komplikationen nach unsicheren Schwangerschaftsabbrüchen 

Prävention und Behandlung von HIV und sexuell übertragbaren Krankheiten

Dienste zur Prävention und Erkennung von SGBV (sexuelle und geschlechtsspezifische Gewalt)

Prävention, Früherkennung und Behandlung von gynäkologischen Krebserkrankungen

Information, Beratung, Dienste zu Subfertilität, Unfruchtbarkeit, sexuellem Wohlbefinden

Sechs Gründe für Investitionen in SRHR

1

Keine Kinder-, Früh-
und Zwangsheirat

2

Schulabbruch
bei Mädchen
verhindern

3

Weniger Schwangerschaften
bei Minderjährigen

4

5

6

Relevante Publikationen

The EU Youth Action Plan. (EN)

SRHR overview (EN)

The EU’s bilateral cooperation with partner countries (EN)

Positionspapier Familienplanungsinitiative