Verhütung: Ein Recht für alle, ein Privileg für wenige.

/
/

5 Fragen – 5 Antworten zur Verhütung

Blog | 23. September 2023

Wie steht es um die Verhütung in der Welt? Hier beantworten wir die wichtigsten Fragen.

Am 26. September ist Weltverhütungstag. Auch bekannt als „World Contraception Day,“ wurde er erstmals im Jahr 2007 ins Leben gerufen. Dieser jährliche internationale Tag hat das Ziel, das Bewusstsein für Verhütungsmethoden zu schärfen und Informationen über sexuelle Gesundheit und reproduktive Rechte weltweit zu verbreiten. Der Weltverhütungstag zielt darauf ab, auf die Bedeutung der Verhütung hinzuweisen, um ungewollte Schwangerschaften zu verhindern, die Gesundheit von Frauen zu schützen und die Entscheidungsfreiheit in Bezug auf Familienplanung zu fördern. Er soll den Blick darauf lenken, wie wichtig Sexualaufklärung und Verhütung für uns alle ist – und darauf, dass viele Frauen in Entwicklungsländern ihr Recht auf Verhütung noch immer nicht wahrnehmen können.

  1. Wie verhüten die meisten Menschen weltweit?
  2. Welche Verhütungsmethoden sind besonders wirksam?
  3. Ist Verhütung für jeden selbstverständlich?
  4. Welche Folgen hat fehlende Verhütung?
  5. Was ist zu tun, damit Verhütung selbstverständlich wird?

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

1. Wie verhüten die meisten Menschen weltweit?

Während in Deutschland die Antibabypille unangefochten an der Spitze steht, ist die weltweit gängigste Verhütungsmethode mit 24 Prozent die Sterilisation der Frau, gefolgt von dem Kondom für den Mann mit 21 Prozent. Spiralen und die Pille landen im weltweiten Durchschnitt lediglich auf den Plätzen 3 und 4. Etwa 8 Prozent nutzen traditionelle Methoden – darunter der Coitus Interruptus oder die Zykluskontrolle.

Wenn Frauen die Wahl zwischen verschiedenen Verhütungsmethoden haben, gibt es mehrere Faktoren, die ihre Entscheidung beeinflussen. Dazu zählen gesundheitliche Nebenwirkungen, die einfache Anwendbarkeit und die Präferenz des Partners. In Entwicklungsländern, in denen Frauen häufig gesellschaftlich schwächer gestellt sind, können Frauen die Anwendung von Verhütung gegenüber ihrem Partner oft nicht durchsetzen. Daher sind „unsichtbare“ Methoden wie die Dreimonatsspritze besonders wichtig. Eine Übersicht über 17 Verhütungsmittel mit Hinweisen zur Anwendung und zu Vor- und Nachteilen bietet die Seite Your Life.

2. Welche Verhütungsmethoden sind besonders wirksam?

Die meisten modernen Verhütungsmethoden sind sehr wirksam, um eine Schwangerschaft zu vermeiden. Das setzt jedoch voraus, dass man sie korrekt und regelmäßig anwendet. Es genügt also nicht, Verhütungsmittel bereitzustellen. Vielmehr müssen auch Informationen darüber vermittelt werden, wie sie anzuwenden sind. Die Wirksamkeit der verschiedenen Verhütungsmethoden lässt sich daran messen, wie viele Schwangerschaften es pro 100 Frauen im ersten Jahr der Nutzung gibt. Die wenigsten Schwangerschaften (nämlich nicht einmal eine pro 100 Frauen) gibt es bei Implantaten, Spiralen und der weiblichen Sterilisierung, womit diese als die sichersten Verhütungsmethoden gelten. Die meisten Schwangerschaften gibt es bei den beiden traditionellen Methoden Coitus Interruptus (22) und Zyklusmethoden (24) sowie bei Spermiziden (28). Allerdings schützt selbst die am wenigsten wirksame Methode noch um ein Vielfaches besser vor einer Schwangerschaft als keine Methode. Denn: Von 100 sexuell aktiven Frauen, die auf Verhütung verzichten, werden innerhalb eines Jahres 85 schwanger.

3. Ist Verhütung für jeden selbstverständlich?

In Entwicklungsländern kann jede vierte Frau, die eine Schwangerschaft vermeiden möchte, nicht verhüten. Das sind 218 Millionen Frauen! Während Verhütung für die meisten Frauen in Industrieländern eine Selbstverständlichkeit und leicht zugänglich ist, können Frauen in Afrika südlich der Sahara davon nur träumen. Dort hat jede zweite Frau, die verhüten möchte, keine Möglichkeit dazu. Dabei ist Verhütung ein Menschenrecht. Ob jemand Verhütungsmittel verwendet oder nicht, ist unter anderem eine Frage der Bildung und des Einkommens. Wenn Frauen keine Verhütungsmittel verwenden, kann es aber auch daran liegen, dass sie mit den verfügbaren Verhütungsmethoden unzufrieden sind oder sie Angst vor den Nebenwirkungen haben. Sexualaufklärung, gute Beratungsangebote und ein hochwertigeres Verhütungsmittelangebot sind nötig, um dem entgegenzuwirken. Vor allem für junge Frauen in Entwicklungsländern ist der Zugang zu Verhütungsmethoden, die ihren Bedürfnissen entsprechen, (über-)lebenswichtig, denn sie sind besonders den Auswirkungen fehlender Familienplanungsmöglichkeiten und zugleich sehr hohen Risiken bei einer zu frühen Schwangerschaft ausgesetzt.

4. Welche Folgen hat fehlende Verhütung?

In Entwicklungsländern werden mehr als 300.000 Mädchen und Frauen ungewollt schwanger – jeden TagPro Jahr sind das 111 Millionen ungewollte Schwangerschaften. Was hinter diesen Zahlen steckt: Vor allem bei Mädchen und jungen Frauen und bei denjenigen, die einen unsachgemäßen Schwangerschaftsabbruch durchführen lassen, bedeutet eine ungewollte Schwangerschaft häufig gravierende, teilweise lebenslange gesundheitliche Einschränkungen oder sogar den Tod. So zählen Komplikationen infolge von Schwangerschaft oder Geburt für Mädchen im Alter von 15 bis 19 Jahren zu den häufigsten Todesursachen. Hinzu kommt, dass Mädchen in Entwicklungsländern, die schon im Teenageralter schwanger werden, häufig die Schule oder Ausbildung abbrechen müssen. Ein Kreislauf aus Armut und Not beginnt. Gerade deshalb sind Aufklärung und Familienplanung so wichtig. Investitionen in Familienplanungsmöglichkeiten helfen nicht nur, ungewollte Schwangerschaften zu vermeiden und Leben zu retten. Mit jedem zusätzlich in Familienplanung investierten US-Dollar können 3 US-Dollar für schwangerschaftsbezogene Gesundheitsdienste eingespart werden. Wenn alle Frauen verhüten könnten und Schwangere und Neugeborene eine gute medizinische Versorgung bekämen,

5. Was ist zu tun, damit Verhütung selbstverständlich wird?

Da ist ein ganzer Strauß von Maßnahmen zu nennen: von der Entwicklung neuer Verhütungsmethoden, die auf bessere Akzeptanz bei allen Zielgruppen stoßen und deren Bedürfnisse besser befriedigen, über den Ausbau an Aufklärungs- und Verhütungsangeboten – besonders auch für junge Menschen – bis hin zur Stärkung von Gesundheitssystemen allgemein. Das alles kostet Geld, aber der Rahmen ist überschaubar. Um den Bedarf an sexuellen und reproduktiven Gesundheitsdiensten in Entwicklungsländern zu decken, sind insgesamt 69 Mrd. US-Dollar notwendig. Das sind 31 Milliarden US-Dollar mehr, als gegenwärtig in Verhütungsmittel und Gesundheitssysteme investiert wird. Gefordert sind dabei sowohl die Entwicklungs- als auch die Industrieländer. Mehr Mittel für Verhütung ist gut investiertes Geld und zahlt sich mehrfach aus – sowohl aus menschenrechtlicher als auch aus wirtschaftlicher Sicht.

Und hier noch 5 Fragen – 5 Antworten der etwas anderen Art:

Dieser Beitrag ist erstmals erschienen am 24.09.2015 und wird jährlich mit neuen Zahlen überarbeitet.

Elias Domsch

Referent Presse- & Öffentlichkeitsarbeit

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

6-5=