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Kampf gegen Genitalverstümmelung: „Jeder sollte wissen, wie wir ohne FGM leben können“

Blog | 05. Februar 2024 | #AntiFGM #FGM #Genitalverstümmelung #Geschlechtergerechtigkeit

Miriam Chebet lebt im West Pokot County in Kenia. Sie ist von der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW) ausgebildet worden und arbeitet nun in ihrer Gemeinde mit jungen Menschen, um sie für Aufklärung und Gesundheit zu sensibilisieren. Eines ihrer Hauptthemen ist dabei die weibliche Genitalverstümmelung (Female Genital Mutilation, FGM). Im Interview erzählt sie von ihren persönlichen Erfahrungen und über Lösungen im Kampf gegen diese menschenverachtende Praxis, unter der weltweit immer noch Millionen von Frauen und Mädchen leiden müssen.

Wie verbreitet ist weibliche Genitalverstümmelung in Deiner Heimat?
Miriam Chebet: Die Praxis ist in den vergangenen Jahren erheblich zurückgegangen. Grund dafür sind vor allem Kampagnen der Regierung, aber auch von NGOs wie etwa der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung.

Welche Folgen hat eine Genitalverstümmelung für Frauen und Mädchen?
Miriam Chebet:
Es kommt natürlich zu heftigen Schmerzen, da der Eingriff oft ohne Betäubung durchgeführt wird. Starke Blutungen sind eine häufige Folge  Einige Mädchen sterben sogar nach FGM-Eingriffen. Die Überlebenden leiden an gesundheitlichen Folgen wie Geburtsfisteln und Schmerzen beim Sex.

Gibt es keine Gesetze, die diese Praxis verbieten oder halten sich die Menschen einfach nicht daran? Wie kann für mehr Sicherheit für Frauen und Mädchen gesorgt werden?
Miriam Chebet: Kenia hat im Jahr 2011 das Gesetz zum Verbot von FGM erlassen. Bei uns hat die Politik das Ziel der Weltgesundheitsorganisation zur Beendigung von FGM übernommen, das auch unter Punkt 5 „Geschlechtergleichheit“ bei den Nachhaltigen Entwicklungszielen aufgeführt wird. Doch trotz dieses Gesetzes ist FGM immer noch verbreitet, und viele Frauen und Mädchen werden zu Hause von traditionellen Beschneiderinnen operiert.

In einem früheren Interview aus dem Jahr 2021 hast Du erzählt, dass die Beschneidungen bei Euch teilweise am helllichten Tage durchgeführt werden. Ist das das immer noch der Fall?
Miriam Chebet: Das Verbot durch das kenianische Gesetz hat es für die Täter schwerer gemacht. Allerdings führt dies nun teilweise dazu, dass Mädchen einfach sehr früh verheiratet werden und die Beschneidung schließlich in den Häusern ihrer Ehemänner erfolgt.

Wie kann es gelingen, FGM vollständig zu eliminieren?
Miriam Chebet: Wir müssen weiter daran arbeiten, Mädchen und Frauen über ihr Recht aufzuklären, dass sie – und nur sie – über ihren Körper entscheiden. Darüber hinaus müssen wir versuchen, die Traditionen aufzubrechen und dabei auf die Unterstützung der älteren Generation bauen. Bildung ist natürlich extrem wichtig, die Kinder müssen zur Schule gehen. Dort können auch Projekte helfen, um über FGM aufzuklären.

Was tut Ihr vor Ort, um die Menschen über FGM aufzuklären? An wen genau richtet Ihr Euch und gibt es auch neue Ideen und Ansätze?
Miriam Chebet:
Ich bin Mitglied des sogenannten Community Action Committee. Als Frau, die die Beschneidung selbst durchmachen musste, sorge ich nun dafür, dass Informationen über die Auswirkungen von FGM meine Leute in ihren Dörfern und Kirchen erreichen. Wir versuchen, mit jeder Person ins Gespräch zu kommen. Wir machen keine Unterschiede, denn wirklich jeder sollte wissen, wie wir künftig ohne FGM normal leben können. Es ist eine Sache der Gemeinschaft und wir sollten es auch als Gemeinschaft angehen.

Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW)

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