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„Ich hatte eine Menge Vorurteile“ – Sophias Geschichte

Blog | 09. August 2023

Im Jahr 2022 führte das Y4H-Projekt eine einwöchige Schulung für Gesundheitspersonal zum Thema sexuelle und reproduktive Gesundheit, einschließlich Familienplanung und Bereitstellung jugendfreundlicher Dienste, durch. Sophia Emmanuel Magombana, 38, ist eine Mitarbeiterin des Kivukoni Health Centre in Ulanga, Region Morogoro. Sofia gehörte zu den Fachkräften, die für die Schulung ausgewählt wurden. Hier erzählt sie ihre Geschichte. 

„Früher, wenn junge Menschen zu uns ins Gesundheitszentrum kamen, um sich über Familienplanung oder Sexualität zu informieren, hatte ich oft Vorurteile und dachte schnell an Promiskuität. Aber seit ich die Schulung absolviert habe, hat sich meine Einstellung komplett geändert und ich habe verstanden, warum es wichtig ist, dass sie Zugang zu diesen Diensten haben.

Vor der Fortbildung habe ich zwar junge Menschen in Sachen Sexualität und Gesundheit beraten, aber oft mit einer Menge Vorurteilen. Ich stand ihnen ziemlich kritisch gegenüber, weil ich dachte, Verhütung sei nur etwas für Erwachsene. Aber nach der Schulung, in der wir auch über Familienplanung und jugendfreundliche Dienstleistungen informiert wurden, änderte sich das. Ich begann, mich in die Lage der Jugendlichen zu versetzen    und versuchte, ihre Probleme und Perspektiven zu verstehen. Ich beschloss meine Einstellung zu ändern, und  ihnen entgegenzukommen. Heute haben die Jugendlichen und jungen Erwachsenen Vertrauen zu mir und sprechen ohne Angst und Hemmung über ihr Sexleben.

„Oft sehen wir neue Gesichter“

Wir haben Wochenend-Sprechstunden eingeführt, um die Jugendlichen besser erreichen zu können. Wir bieten neben Gesundheitstipps und Familienplanung auch Spiele und Sport an. Bislang war die Resonanz sehr ermutigend. Oft sehen wir neue Gesichter, oft werden Freunde mitgebracht. Ich würde sagen, dass die Wochenend-Seminare die meisten Jugendlichen ansprechen, weil sie ihnen viel Wissen über Sexualtät vermitteln. Dieses Thema ist in den meisten Haushalten ein Tabu. Meine Aufgabe ist es, Informationen weiterzugeben, wie man sicheren Sex praktiziert.

Was mich motiviert, ist zu sehen, welche Auswirkung unsere Arbeit auf Gemeindeebene haben kann. Früher haben viele Jugendliche die Schule wegen unbeabsichtigter Schwangerschaften abgebrochen. Die Folge war eine hohe Zahl unsicherer Abtreibungen. Einige Jugendliche lehnen unsere Angebote ab, oft wegen falscher Infos, z.B. dass Verhütungsmittel Unfruchtbarkeit verursachen können. Früher hatte ich keine Erfahrung, wie man in solchen Fällen reagiert. Heute bin ich entgegenkommender und verständnisvoller. Ich bin in der Lage, mich auf die Jugendlichen einzustellen und mit ihnen zu kommunizieren, indem ich ihnen die richtigen Informationen und Tipps gebe.“

Youth 4 Health – Informationen und Hintergründe

Das Projekt Youth for Health (Y4H) ist eine von der Europäischen Union kofinanzierte Initiative, die darauf abzielt, die Möglichkeiten zu einer selbstbestimmten Sexualität und den Zugang zu Informationen über Aufklärung im Leben von Jugendlichen zu verbessern. Y4H ist bislang auf drei Jahre angelegt und konzentriert sich auf junge Mädchen, einschließlich derjenigen, die mit Behinderungen leben, sowie auf ländliche und schwer zugängliche Gebiete in Äthiopien, Ghana, Kenia, Sierra Leone, Tansania und Sambia.  Das Projekt wird von MSI Reproductive Choices gemeinsam mit der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW), dem Centre for the Study of Adolescence (CSA) Kenia, Health Alert Sierra Leone (HASiL), Youth Advocates Ghana (YAG), Sikika in Tansania, Restless Development Sambia und Youth Network for Sustainable Development (YNSD) in Äthiopien umgesetzt.

Nils Hartung

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