Deutschland im Kampf gegen Aids in der Pflicht: UNAIDS benötigt dringend Unterstützung!
Berlin, 03.11.2023 – Die Vision, Aids bis 2030 zu besiegen, könnte Realität werden. Doch fehlt die entscheidende Unterstützung eines der wichtigsten Geberländer. Im aktuellen Haushaltsentwurf der Bundesregierung für 2024 ist bisher kein Beitrag für UNAIDS vorgesehen – die Vision 2030 droht auf der Zielgeraden zu scheitern.
In einem offenen Brief appellieren das Aktionsbündnis gegen AIDS und die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW) an die Mitglieder des Haushaltsausschusses im Bundestag, in der Bereinigungssitzung des Bundeshaushalts 2024 eine angemessene Finanzierung für UNAIDS in Höhe von jährlich 20 Millionen Euro sicherzustellen.
„Zur Bewältigung von HIV und Aids bis 2030 ist es noch ein weiter Weg. Noch immer warten neun Millionen Menschen auf lebensnotwendige Behandlungen. Pro Jahr sind 630.000 unnötige Todesfälle zu beklagen und infizieren sich etwa 1,3 Millionen Menschen neu mit HIV“, betont Sylvia Urban, Sprecherin des Aktionsbündnisses gegen AIDS.
„Deutschland hat derzeit den Vorsitz des Steuerungsgremiums von UNAIDS. Das ist eine außerordentlich verantwortungsvolle Position, die mit hohem internationalem Ansehen, aber auch Verpflichtungen einhergeht“, ergänzt Urban und fordert: „Deutschland sollte als weltweit angesehener Vorreiter im Bereich globaler Gesundheit, seinem Ansehen als ‚Global Health Champion‘ gerecht werden und die Arbeit von UNAIDS politisch und finanziell angemessen unterstützen.“.
Trotz seiner wichtigen Arbeit steckt UNAIDS in einer Finanzierungskrise. Deutschland ist zwar Gründungsmitglied, hat jedoch in der Vergangenheit, mit nur wenigen Ausnahmen, nie mehr als zwei bis drei Prozent zum Kernbudget beigetragen. Die Unterfinanzierung führte im Verlauf des vergangenen Jahres innerhalb der Organisation zu Kürzungen um 25 Prozent, weshalb bereits mehrere Länderbüros geschlossen werden mussten. Für Menschen des Globalen Südens mit HIV hat dies katastrophale Auswirkungen!
„Besonders Mädchen und junge Frauen in Subsahara-Afrika sind stark von der HIV/Aids-Epidemie betroffen“, hebt Angela Bähr, stellvertretende Geschäftsführerin der DSW hervor: „Jede Woche infizieren sich weltweit 4.000 junge Frauen und Mädchen mit HIV, 3.200 davon in Subsahara-Afrika. Wir müssen endlich ausreichend Mittel bereitstellen, um umfassende Aufklärung und Prävention vor Ort voranzutreiben, statt die Übertragungswege zu verschweigen und zu verurteilen.“
Um die globale HIV-Arbeit zu bündeln und zu stärken, entwickelte UNAIDS eine globale Strategie, die auf umfangreichen Erhebungen, Trends und Tendenzen der zum Teil erheblich differenzierten HIV-Epidemien einzelner Länder und Regionen fußt. Wir wissen deshalb sehr detailliert, wo und wie sich HIV verbreitet, in welchen Bereichen Anstrengungen forciert werden müssen und welche Gruppen besondere Risiken tragen: „UNAIDS spielt eine Schlüsselrolle bei der Datenerfassung und -interpretation, um gezielte Programme zu entwickeln“, beton Urban. Die aus der Datenlage extrahierten Kenntnisse seien für die Entwicklung und Umsetzung zielgerichteter und ressourcenorientierter HIV-Programme, wie bspw. durch den Globalen Fond zur Bekämpfung von AIDS, Tuberkulose und Malaria oder das US Programm PEPFAR (President’s Emergency Plan for AIDS Relief), eine unabdingbare Voraussetzung.
Die drastischen Kürzungen bei UNAIDS erfordern ein schnelles finanzielles Gegensteuern, um weiteren Schaden im internationalen Kampf gegen HIV/Aids abzuwenden. Denn: aktuelle Daten zur globalen HIV-Pandemie zeigen deutlich, dass Aids bis 2030 beendet werden kann. Dazu sind allerdings politische und finanzielle Entscheidungen notwendig, zu denen Deutschland einen angemessenen Beitrag leisten muss.
Der Aufruf wird, neben dem Aktionsbündnis gegen AIDS und der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW) durch die BUKO Pharma-Kampagne, die Deutsche Aidshilfe, medico international, medmissio und World Vision Deutschland unterstützt.
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