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Mit mehr POWER zur Veränderung der Familienplanung in Uganda

Blog | 11. November 2023 | #Empowerment #Entwicklungszusammenarbeit #Familienplanung #Globale Gesundheit #POWER

Vor etwa drei Jahren hatte Joan Atuhaire (24) aus Ugandas Hauptstadt Kampala, die zündende Idee für ihr Geschäftsmodell: ein Start-up, das sich auf die Fahnen geschrieben hat, die Jugend und die Erwachsenen in Uganda mit qualitativ hochwertigen und dazu erschwinglichen Verhütungsmitteln und Hygieneartikeln zu versorgen. SimplyFP war geboren, eine Online-Plattform, auf der man zum Beispiel Kondome, aber auch HIV- und Schwangerschaftstests kaufen kann. Joan will erreichen, dass alle Menschen in Uganda einfachen Zugang zu Verhütungsmitteln und Hygieneprodukten haben, die ihren Bedürfnissen entsprechen.  SimplyFP ermöglicht es den Nutzern darüber hinaus, Fragen zu stellen und in Echtzeit Antworten von allen Gesundheitseinrichtungen und Fachleuten zu erhalten.

Können Sie uns erzählen, wie Sie Unternehmerin geworden sind? Was hat Sie dazu inspiriert, ein Unternehmen im Bereich Familienplanung und Sexualaufklärung zu gründen?

Joan Atuhaire: Mein Weg zur Sozialunternehmerin im Bereich Familienplanung und Sexualaufklärung begann im Jahr 2020, als ich meine Tante bei der Geburt ihres Kindes verlor, nur, weil sie nicht verhüten wollte, da wir aus einem streng katholischen Umfeld kommen. Nach dieser Erfahrung wollte ich ein soziales Unternehmen gründen, als Anlaufstelle für den Zugang zu Verhütungsmitteln und Hygieneprodukten. Den Schwerpunkt legte ich dabei auf Kondome, Verhütungsmittel und Menstruationshygieneprodukte. Bei meinen Einsätzen vor Ort lernte ich, wie man mit jungen Menschen spricht und arbeitet, und so suchte ich immer wieder nach Möglichkeiten für Förderprogramm in meinem Bereich. Dabei stieß ich auf POWER-Programm, das von Action for Health Uganda und der DSW in Zusammenarbeit mit Capital Solutions ausgeschrieben war. Ich bewarb mich und wurde aufgenommen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich das Gefühl, dass mein Traum wahr geworden ist.

Wie hat sich die Teilnahme am POWER-Projekt auf Ihre berufliche und persönliche Entwicklung ausgewirkt? Gibt es bestimmte Fähigkeiten oder Kenntnisse, die Sie im Rahmen des Programms erworben haben und die besonders wertvoll waren?

Für mich war das Programm ein Wegbereiter, weil es mir geholfen hat, mein Unternehmen bis zur Umsetzung zu entwickeln. Am Anfang hatte ich nur eine Idee im Kopf, wusste aber nicht, wie ich sie umsetzen sollte. Durch POWER lernte ich dann dazu und konnte meine Geschäftsidee für diesen Sektor ausarbeiten und verfeinern. In dieser Zeit lernte ich mehr über Geschäftsplanung, Netzwerken und den Aufbau von Partnerschaften. Ich habe auch gelernt, wie man Mittel einwirbt und diese Fähigkeiten genutzt, um 5.000 US-Dollar von der Drake University in den USA zu erhalten.  Damit konnte ich eine Website entwickeln und die App verbessern.

Können Sie uns etwas mehr über die Angebote erzählen, die Ihr Start-Up anbietet und wie es mit Herausforderungen und Problemen umgeht?

SimplyFP bietet Nutzern, die auf die App zugreifen, genaue und zuverlässige Informationen zu Verhütungsmitteln und Hygieneprodukten. Mit nur einem Klick werden die Kunden mit Dienstleistern und Gesundheitseinrichtungen verbunden. Die App hilft, Stigmata zu beseitigen, die mit der Angst vor dem Zugang zu Produkten wie Kondomen und Hygieneprodukten für Männer und Frauen verbunden ist.

Können Sie von einem Erfolg erzählen, den Sie während Ihrer Teilnahme am POWER-Projekt erreicht haben? Wie hat dieses zum Wachstum und zur Wirkung Ihres Unternehmens beigetragen?

Mit Hilfe von POWER habe ich Marktforschung über die grundlegenden Bedürfnisse und das Feedback der Kunden betrieben, was mir bei der Entwicklung von SimplyFP geholfen hat. Wir haben die App erfolgreich entwickelt und getestet. Wir haben unser Angebot von Verhütungsmitteln auf die Gesundheit von Mutter und Kind sowie auf sogenannte Safe Pleasure Kits für Männer und Frauen ausgeweitet und bieten auch Überweisungen zu Gesundheitsdiensten für Jugendliche an. Darüber hinaus haben wir Partnerschaften mit verschiedenen Akteuren in Uganda und im Ausland aufgebaut und gepflegt, zum Beispiel mit der Drake University und dem Mandela Fellowship Program in den USA.  

Der Aufbau von Netzwerken ist für Unternehmer*innen sehr wichtig. Wie hat Ihnen das POWER Projekt geholfen, Verbindungen und Kooperationen aufzubauen? Gibt es bestimmte Partnerschaften oder Möglichkeiten, die sich daraus ergeben haben?

POWER bot mir eine Plattform, auf der ich verschiedene Menschen mit unterschiedlichem Fachwissen treffen konnte, um meine Ideen umzusetzen. POWER hat uns in ein Alumni-Netzwerk aufgenommen und uns mit verschiedenen Akteuren im Bereich des sozialen Unternehmertums, der Wissenschaft, der Zivilgesellschaft und des Privatsektors in Kontakt gebracht. Bei der Pitching-Veranstaltung trafen wir potenzielle Geldgeber und Ministerien und stellten unsere Ideen vor. Das war der Beginn der Netzwerkarbeit und ich bin stolz darauf, dass ich inzwischen so viele Netzwerke in Uganda und im Ausland aufgebaut habe.

Wie sehen Sie als Unternehmerin den Beitrag Ihres Unternehmens zur Förderung der Familienplanung und Sexualaufklärung in Uganda? Wie sieht Ihre langfristige Vision für Ihr Start-Up aus?

SimplyFP möchte dazu beitragen, eine neue Nische im Bereich Familienplanung und Sexualaufklärung in Uganda zu schaffen, indem es den Zugang zu und die Nutzung von entsprechenden Produkten und Informationen erleichtert. Dieses Ziel beginnt mit dem Aufbau eines starken Teams, das die Vision vorantreibt. Die gute Nachricht ist, dass wir unseren Produkt- und Dienstleistungsmix auf der Grundlage von Kundenfeedback verfeinern. Im Januar 2024 werden wir unseren Online-Shop einführen, um unseren Markt zu erweitern und Teil der globalen Lieferkette für Verhütungsmittel und Hygieneprodukte in Uganda zu werden. Wir planen, in den Städten Kampala, Mbarara und Mbale Safe Pleasure Geschäfte zu eröffnen, in denen wir Bestellungen entgegennehmen und qualitativ hochwertige und erschwingliche Produkte, einschließlich moderner Verhütungsmittel, liefern können. Von dort aus wollen wir international tätig werden und Nigeria, Südafrika und Kenia ins Visier nehmen.

Welchen Rat würden Sie anderen angehenden Unternehmerinnen geben, die ein Unternehmen im Bereich Familienplanung und Sexualaufklärung gründen möchten? Gibt es wichtige Lektionen oder Erkenntnisse, die Sie auf Ihrem Weg gelernt haben und die Sie mit anderen teilen möchten?

Holen Sie sich Unterstützung,­ von der Familie, von Mentoren und Coaches! Ich musste meinen Job aufgeben, um mich dem Aufbau meines Sozialunternehmens zu widmen, und ich bereue es nicht – ganz im Gegenteil und obwohl ich einen gut bezahlten Job hatte. Ich ermutige Frauen und Mädchen, verantwortungsvolle und sinnvolle Partnerschaften zu suchen, sich beruflich weiterzuentwickeln, mit Mentoren in Kontakt zu treten, sich weiterzuentwickeln, die eigenen Grenzen zu verstehen und daran zu arbeiten und zu begreifen, dass keine Situation von Dauer ist. Halten Sie einander die Hand, denn niemand ist eine Insel; wir brauchen einander, um voranzukommen.

Simply FP ist Teil von POWER, einer von der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung finanzierten und von Action for Health Uganda umgesetzten Partnerschaft zur Stärkung und Unterstützung  von Start-Up-Unternehmer*innen. Mehr Informationen zu POWER gibt es hier auf unserer Website.

Nils Hartung

Senior Referent Presse- & Öffentlichkeitsarbeit

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