Familienplanung in einfach – Joan aus Uganda und Simply FP
Vor etwa drei Jahren hatte Joan Atuhaire, 24 Jahre alt, aus Ugandas Hauptstadt Kampala, die zündende Idee für ihr Geschäftsmodell: ein Start-up, das sich auf die Fahnen geschrieben hat, die Jugend und die Erwachsenen in Uganda mit qualitativ hochwertigen und dazu erschwinglichen Verhütungsmitteln und Hygieneartikeln zu versorgen. Simply FP war geboren, eine Online-Plattform, auf der man zum Beispiel Kondome, aber auch HIV- und Schwangerschaftstests kaufen kann. „Wir senken die Zugangsbarrieren mit unserem Modell einfach deutlich“, sagt Joan.. „Junge Menschen werden oft als unfähig angesehen, Lösungen für die Probleme zu finden, die sie betreffen. Doch mein Team und ich zeigen, dass junge Menschen die Lösungen kennen und sich aktiv für sie einsetzen“, sagt sie.
Auf dem Land wird es schwierig
Insgesamt vier Geschäftspartner*innen hat Joan, die mit ihr gemeinsam Simply FP weiterentwickeln und vorantreiben. Sex und alles drumherum ist ein eher schwieriges Thema in Uganda, das gerade weltweite Negativschlagzeilen mit einer Verschärfung der Anti-LGBTQI*-Gesetzgebung gemacht hat. Es gibt viele Vorurteile, auch Stigmata, etwa für Frauen während ihrer Menstruation. Die Idee hinter Simply FP ist, wie der Name schon sagt, ganz einfach: Joan und ihre Mitstreiter*innen bieten die Artikel auf ihrer Website an und liefern die Ware bis zur letzten Meile, sprich: an die Haustür. Gerade das ist ein Problem in Uganda, denn es gibt zwar in den Städten und auch in den großen Einkaufszentren durchaus Händler mit den entsprechenden Angeboten, doch oft ist die Ware nicht vorrätig. In den Gegenden, die ländlicher geprägt sind, haben die Menschen ohnehin kaum Möglichkeiten, diese Artikel zu kaufen. Und das will Simply FP ändern.
Entfernungen sind ein großes Problem
Eine große Herausforderung sind die teils immensen Entfernungen der Menschen zu Gesundheitseinrichtungen oder Apotheken. Joan, die als Jugendbetreuerin auf dem Land Aufklärungsarbeit geleistet hat, kennt diese Schwierigkeiten aus erster Hand. Dazu können sich gerade junge Menschen in Uganda schnell Probleme schaffen, wenn sie ganz offen Verhütungsartikel oder Hygieneprodukte kaufen wollen – einige Verkäufer etwa urteilen über sie, auch Vertraulichkeit ist kaum gewährleistet. Joans Lösung: das Internet. Denn hier können auch Jugendliche oder junge Erwachsene die entsprechenden Produkte anonym ordern und ihre Privatsphäre bleibt bei der Lieferung trotzdem geschützt. „Ich erkannte, wie Online-Plattformen die Art und Weise, wie Menschen auf Waren zugreifen, veränderten“, sagt sie.
POWER-Ableger in Tansania ist in Planung
Beim von der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW) finanzierten Programm POWER (“Providing Opportunities for Women in Entrepreneurship and Reproductive Health“, deutsch: Chancen für Frauen in den Bereichen Unternehmertum und reproduktive Gesundheit) bekam sie die Chance, ihre Leidenschaft als Unternehmerin mit genau der Idee zu verbinden, die ihr so wichtig ist: Jugendlichen und Erwachsenen den Zugang zu modernen Verhütungsmitteln zu erleichtern und damit auch zu ihrer körperlichen Selbstbestimmung beitragen zu können. POWER, vor Ort umgesetzt von der DSW-Partnerorgansiation Action 4 Health Uganda, ist nach Angaben des Koordinators Shane O’Halloran das erste Projekt im Land, das sich gezielt ab weibliche Unternehmerinnen wendet und diese ermutigt, ihre Ideen in die Tat umzusetzen. Außer Joan gibt es noch elf andere junge Frauen, die vom POWER-Projekt gefördert werden. Die Methode hat offenbar Erfolg: Ein Ableger in Tansania ist schon in Planung.
Auf dem Weg zum Stipendium
Zurück zu Joan und “Simply FP“, das auch schon international für Aufsehen sorgt – sogar in den Vereinigten Staaten: Joan ist eine der Finalist*innen des Mandela Washington Fellowship, eines der Aushängeschilder der US-Außenministerium zur Förderung junger Talente aus Afrika. “Wir freuen uns sehr, Joan im Sommer in den USA begrüßen zu dürfen”, sagt Meredith E. Lopez, Sprecherin der Stiftung. Die Stipendiaten im Alter zwischen 25 und 35 Jahren seien Führungskräfte, die in ihren Gemeinden und Ländern nachweislich Innovationen und positive Auswirkungen gefördert haben. Die 700 Finalist*inen wurden aus einem Pool von fast 50.000 Bewerbern aus allen 49 Ländern Subsahara-Staaten ausgewählt. “Das Auswahlverfahren ist äußerst anspruchsvoll”, so Lopez weiter.
„Ich war schon immer eine Unternehmerin“
Die nächsten Schritte hat Joan jedenfalls schon geplant. In den nächsten fünf Jahren will das Start-up mindestens drei neue Produkte einführen; auch die Reichweite soll ausgedehnt werden, möglichst auf ganz Uganda. Die Konkurrenz schläft – noch. “Simply FP ist die erste Plattform dieser Art nicht nur in Uganda, auch in Ostafrika”, sagt sie. Und dann ist der große Schritt wohl bald schon in greifbarer Nähe: die öffentliche Markteinführung. Derzeit gibt es noch kein konkretes Datum, derzeit läuft Simply FP noch in einer Betaversion. Doch das soll sich schnell ändern, wenn es nach Joan geht. „Ich war schon immer eine Unternehmerin”, sagt sie, “und ich wollte mich schon lange auf die Lösung eines Problems konzentrieren, das mir am Herzen liegt.”